Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 6_054
DOI: 10.1055/s-2004-829711

Minilaparotomie nach Pelosi: Eine minimalinvasive nichtlaparoskopische Operationsmethode mit Anwendung bei gynäkologischen Standardoperationen

S Rastocny 1
  • 1Heilig-Geist-Hospital Bingen

Eine in den USA von Marco Pelosi II neu entwickelte und beim letzten FIGO Kongreß im November 2003 in Santiago de Chile vorgestellte minimalinvasive Operationsmethode wurde an der gynäkologischen Belegabteilung des Heilig-Geist-Hospitals in Bingen eingeführt. Die Auswertung der ersten sieben Fälle

ergab sowohl bei den Patientinnen als auch beim Op-Team durchweg positive Erfahrungen, sodass eine Fortführung dieses neuen Operationsverfahrens beabsichtigt ist.

Dieses neue Operationsverfahren soll als mögliche Alternative zur klassischen Laparoskopie vorgestellt werden.

Zum Ausführen der Eingriffe wurde ein neu entwickelter nichttraumatischer elastischer bauchdeckenspreizender Rahmen aus Latex (Einmalartikel) sowie ein das Corpus uteri flektierender Uterusmobilisator eingesetzt.

Nach Legen und Befestigen des Uterusmobilisators an der Cervix uteri in gyn. Untersuchungsposition bei liegendem Blasenkatheter werden die Beine in die waagrechte Ebene in gespreizter Form abgesenkt.

Zwei Querfinger über der Symphyse wird ein nur 4cm langer Querschnitt bis zur Faszie vorgenommen, die senkrecht auf einer Länge von 4–5cm gespalten wird.

(O. Küstner „Suprasymphysärer Kreuzschnitt, eine Methode der Coeliotomie bei wenig umfänglichen Affektionen der weiblichen Beckenorgane“, Monatsschrift Geburtshilfe Gynäkol. 1896,-4: 197–206).

Nach Aufsuchen der Lücke zwischen den Rektusbäuchen wird das Peritoneum eröffnet und der elastische Bauchdeckenspreizer, der aus einem nach beiden Enden offenen Ärmel mit zwei flexiblen Ringmanschetten besteht. Der obere über der Bauchdecke liegende Ring wird solange Richtung Bauchdecke umgestülpt, bis die eröffnete Bauchdecke unter Spannung steht. Ein ca. 5cm im Durchmesser großer Zugang zur Peritonealhöhle wird somit erzielt. Mit dem eingeführten Uterusmobilisators kann der Uterus dann in die gewünschte Position gebracht werden. Nun können Eingriffe an Uterus und Adnexen nach traditioneller Methode mit Instrumenten der offenen Chirurgie erfolgen.

An unserer Abteilung wurden bis Anfang Januar 2004 fünf supravaginale Hysterektomien wegen symptomatischen Uterusmyomen, eine Oophorektomie wegen einer schmerzhaften Ovarialzyste und eine Oophorekto-Salpingotomie bei Torsion einer hämorrhagischen Endometriosezyste des Ovars mit Tube bei Symptomatik eines akuten Abdomens vorgenommen. Die Dokumentation der Eingriffe erfolgte mittels Digitalkamera nach Einwilligung der Patientin.

Der postoperative Aufenthalt betrug zwischen 1 und 4 Tagen, die postoperativen Beschwerden waren gering.

Die Op-Dauer betrug je nach Assistenz 20–60 Minuten, Komplikationen intraoperativ oder postoperativ waren nicht zu verzeichnen.

Nach Auswertung der ersten Fälle komme ich zu dem Schluss, dass die Minilaparotomie nach Pelosi eine für die Patientinnen wenig belastende und offenbar risikoarme Operationsmethode ohne apparativen Aufwand ist, die von jedem Operateur ohne lange Lernkurve in die Praxis umgesetzt werden kann. Weitere Anwendungen und deren Auswertung sind jedoch erforderlich um den Stellenwert dieser auch sehr kostengünstigen Operationsmethode zu unterstreichen.