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DOI: 10.1055/s-2004-829697
Aktuelle Therapie der drohenden Frühgeburt
Mithilfe der Therapie vorzeitiger Wehen die Anzahl der Frühgeburten signifikant zu reduzieren, ist kaum möglich, da fast zwei Drittel der Frühgeburten aus Grund mütterlicher oder fetaler Pathologie geboren werden, die unabhängig von vorzeitigen Wehen ist.
Betamimetika im Wesentlichen Fenoterol ist das meist verwendete Tokolytikum. Es ist in der Lage, die Schwangerschaft einige Tage zu verlängern. Die Statistiken zeigen aber keine Verbesserung des Fetal Outcome. Wegen seiner bei kontinuierlicher Gabe hohen Nebenwirkungen wurde die pulsatile Applikation in Form der Bolustokolyse entwickelt, mit der mit einem Fünftel der Dosis der gleiche klinische Erfolg erreicht werden kann, jedoch mit erheblich weniger Nebenwirkungen. Eine orale Gabe wird nicht mehr durchgeführt.
Magnesium ist in hohen Dosen intravenös appliziert tokolytisch, wegen möglicher Erhöhung der fetalen Mortalität besonders bei längerer Applikation umstritten. Orales Magnesium reduziert aufgrund eines Magnesiummangels entstandene vorzeitige Wehen. In einer klinisch kontrollierten Doppelblindstudie konnte eine signifikante Verbesserung des Fetal Outcome sowie eine signifikante Verlängerung der Tragzeit bei Reduzierung vorzeitiger Wehen gesehen werden.
Prostaglandinsynthesehemmer reduzieren vorzeitige Wehen signifikant. Die Nebenwirkungen bei der Mutter sind selten schwerwiegend und geringer als bei einer hochdosierten Infusion von Betamimetika. Der Fet reagiert mit einer geringeren Fruchtwasserproduktion und möglichem Verschluss des Ductus arterosus botalli.
Kalziumantagonisten wie Nifedipin und Nicardipin hemmen vorzeitige Wehen und sind im Vergleich zur Therapie mit dem Betamimetikum Ritodrine effektiver und nebenwirkungsärmer. Sie sind bei Hypotonie und in Verbindung mit i.v. Magnesium kontraindiziert.
Oxitocinantagonisten wie Atosiban reduzieren die Synthese und Freisetzung von Prostaglandinen in der Dezidua und wirken direkt am Myometrium. Atosiban hat kaum Nebenwirkungen. Der sehr hohe Preis reduziert die Anwendung auf Fälle von Kontraindikationen wie Herzrhythmusstörungen, Hyperthreose und Diabetes mellitus und Unverträglichkeit von Betamimetika.
NO-Donatoren wirken ähnlich wie Betamimetika. Die Studienlage gibt noch kein eindeutiges Bild. Der häufig bebeobachtete Nitratkopfschmerz schränkt die Anwendung deutlich ein.
Außer Betamimetika und Atosiban sind keine Substanzen zur Tokolyse zugelassen.
Ich halte die möglichst kurzfristige Gabe der gut steuerbaren nebenwirkungsarmen pulsatilen Bolustokolyse in Verbindung mit einer ausreichenden oralen Magnesiumsubstitution für das Therapieverfahren der ersten Wahl.