Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 8_037
DOI: 10.1055/s-2004-829694

Stellenwert der Mammographie bei invasiv lobulärem Mammakarzinom

A Weidner 1, 2, K Bock 1, 2, VF Duda 1, 2, H Niebuhr 2, A Ramaswamy 3, M Kalinowski 1, U Wagner 1
  • 1Senologische Diagnostik / Klinikum der Philipps-Universität Marburg
  • 2Qualitätszirkel Mammadiagnostik Mittelhessen
  • 3Institut für Pathologie / Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Fragestellung: Invasiv lobuläre Mammakarzinome sind in ca. 10–20% von Malignomerkrankungen der Brust zu finden. Aufgrund des lobulären Wachstums zeigen diese Karzinome andere Charakteristika in der bildgebenden Diagnostik als die häufigsten, die invasiv duktalen Mammakarzinome.

Wie hoch ist die Treffsicherheit der Mammographie in Bezug auf die Diagnose invasiv lobulärer Karzinome? Welches Charakteristikum führt besonders häufig zu falsch negativer Diagnose? Welchen Stellenwert besitzt die mammographische Doppelbefundung?

Material und Methode: 11 Fachärzte der Gynäkologie mit Teilgebietsradiologie (Mammographie), Mitglieder des Qualitätszirkels Mammadiagnostik Mittelhessen, werteten die Mammographien von insgesamt 23 selektierten Patientinnen aus: 22 beidseitige Mammographien, sowie 1 einseitige Mammographie (Z.n. kontralateraler Ablatio) in 2 Standardebenen (Obl./CC). Die Monitorbefundung der sekundär digitalisierten Aufnahmen (300 dpi) erfolgte innerhalb eines definierten Zeitrahmens (90s./Aufnahmepaar). Beide Seiten wurden getrennt nach dem BI-RADS® 3rd ed. des American College Radiology® evaluiert. Nur Klassifikationen als BI-RADS® 4 und 5 wurden als richtig positiv gewertet, BI-RADS® 1, 2 und 3 als falsch negativ.

Zu diagnostizieren waren insgesamt 20 histologisch gesicherte invasiv lobuläre Karzinome (pT1c – pT3) und 6 benigne Herdbefunde bei ansonsten unauffälligen Mammogrammen.

Ergebnisse: Bezogen auf den einzelnen Untersucher wurden ˜83% (Range: 70–95%) der Karzinome richtig erkannt, ˜16% (Range: 5–25%) übersehen. Darüberhinaus wurden ˜10% (Range 4–20%) der Mammographien falsch positiv interpretiert.

Unter Berücksichtigung aller Untersuchungsergebnisse wurde kein Karzinom übersehen. Es ergab sich eine Gesamtsensitivität von 83% bei einer Spezifität von 87%. Die Treffsicherheit lag bei 78%.

Merkmale der am häufigsten übersehenen invasiv lobulären Karzinome waren Asymmetrie und Darstellbarkeit nur in einer Ebene.

Schlussfolgerung: Aufgrund histopathologischer und Besonderheiten der Bildgebung ist die Treffsicherheit der Mammographie selbst bei der Diagnose größerer Befunde eingeschränkt. Doppelbefundung erhöht die Sensitivität der mammographischen Diagnostik.