Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 1_001
DOI: 10.1055/s-2004-829658

Perspektiven HER-2 blockierender Therapiestrategien im Mausmodell: Tumorremission in Abhängigkeit vom Tumorstadium

C Glawatz 1, JG Hengstler 2, I Schiffer 3, H Kölbl 1, B Tanner 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Mainz
  • 2Institut für Rechtsmedizin und Rudolf-Boehm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Leipzig
  • 3Klinik für Radiologie der Universität Mainz

Fragestellung: In der Therapie des fortgeschrittenen Mammakarzinoms wird der monoklonale Antikörper Herceptin eingesetzt. Der Wirkmechanismus beruht auf einer Blockierung der Funktion des Onkogens HER-2/neu. In der vorliegenden Arbeit wurde im Mausmodell das Remissionsverhalten von Tumoren nach gezieltem Abschalten des HER-2/neu-Expression in Abhängigkeit von der Größe der Tumoren untersucht.

Material und Methoden: HER-2/neu transfizierte NH3T3-Zellen (7×106) wurden subcutan in die dorsale Hautpartie von 52 Nacktmäusen gespritzt. Für die Kontrolle des Tumorwachstums in vivo wurde ein Modell zur kontrollierten Expression von HER-2/neu verwendet, das TET-OFF System. Mit diesem System wurde die Expression von HER-2/neu durch die Zugabe bzw. den Entzug von Anhydrotetracyclin ab- oder angeschaltet. Es wurden vier Behandlungsgruppen gebildet, die sich bezüglich der Tumorgröße bei Behandlungsbeginn und der Dauer der Behandlung mit Anhydrotetracyclin unterschieden. Der Verlauf des Tumorwachstums und der Einfluss des Ausschaltens von HER-2 infolge der Behandlung mit Anhydrotetracyclin wurde im MRT verfolgt.

Ergebnisse: Acht bis zehn Tage nach Injektion der NH3T3-Zellen wurden subcutan wachsende Tumoren sichtbar. Nach Behandlung mit Anhydrotetraycylin erzielten die Tumore effiziente Remission: In der Größengruppe von 0,8cm3 verringerte sich das Ursprungsvolumen auf 1,9%, auf 11,8% in der Größengruppe von 1,2cm3, auf 11,3% in der Größengruppe von 3,9cm3 und auf 25,8% in der Größengruppe von 14,9cm3. Die unbehandelten Kontrollgruppen zeigten eine ungehinderte Wachstumsprogression.

Schlussfolgerung: Das Ausschalten der HER-2-Expression in subkutanen Maustumoren führte zu einer Remission der Tumore. Das Ausmaß und die Dauer der Remission war abhängig von der Größe der Tumoren. Auf die klinische Situation übertragen bedeutet dies, dass therapeutische Strategien zum Blockieren von HER-2 möglicherweise erfolgversprechender bei kleinen Tumoren in frühen Therapiestadien eingesetzt werden können als bei großen Tumoren in fortgeschrittenen Stadien oder bei Rezidiven. Die Daten unterstützen die Notwendigkeit aktueller Studien, welche die Wirksamkeit von Herceptin auch in der adjuvanten Situation überprüfen.