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DOI: 10.1055/s-2004-829360
Infektiologisches Monitoring mit Lipopolysaccharid-bindendem-Protein (LBP) und Procalcitonin (Pct) nach herzchirurgischen Operationen im Kindesalter
Fragestellung: Durch herzchirugische Eingriffe, insbesondere durch den Einsatz der extrakorporalen Zirkulation wird eine heftige inflammatorische Reaktion ausgelöst. In dieser Situation ist mit klinischen Kriterien allein eine Unterscheidung zwischen systemischer Inflammation einerseits und Infektion andererseits nicht möglich. Die Parameter, die üblicherweise für das infektiologische Monitoring auf der Intensivstation eingesetzt werden, sind durch die Inflammation derartig verändert, dass eine nosokomiale Infektion früh postoperativ nicht sicher erkannt werden kann. Gerade in einem Kollektiv schwerst kranker Kinder ist eine unverzögert einsetzende Therapie von entscheidender Bedeutung, anderseits soll eine unnötige Antibiotikatherapie vermieden werden.
Von den neuen Parametern LBP und Pct wird vermutet, dass diese selektive Marker einer Infektion seien. Diese Aussage sollte an unserem Patientengut überprüft werden.
Methodik: Bei 50 Kindern wurde neben den routinemäßig erfassten Parametern einschließlich Anzahl der Leukozyten, C reaktivem Protein (CRP), Interleukin 6 (Il-6) und Interleukin 8 (Il-8) LBP und Pct mitbestimmt. Einnahmezeitpunkte waren 6 und 12 Stunden postoperativ, gefolgt von täglichen Kontrollen bis zum 5. postoperativen Tag.
Ergebnisse: Die Konzentration von LBP stieg rasch zu einem Maximum am ersten (im Mittel 22,2µg/ml) bzw. zweiten (21,5µg/ml) postoperativen Tag (normal <15,2µg/ml). Auch am 5. postoperativen Tag war bei knapp 60% der Patienten der LBP-Spiegel noch erhöht. Der Pct-Spiegel zeigte einen ähnlichen Verlauf mit einem Maximum am 1. postoperativen Tag (Mittelwert: 5,44µg/ml, Normalwert: <2µg/ml) gefolgt von einem langsamen Abfall bis zum 5. postoperativen Tag. Im Gegensatz dazu zeigten sowohl Il-6 als auch Il-8 einen raschen An- und Abstieg mit einer Normalisierung der Spiegel in der Mehrzahl der Fälle bis zum 5. postoperativen Tag (73% bzw. 70%).
Keines der Kinder entwickelte im Verlauf sichere Zeichen einer systemischen oder lokalisierten Infektion.
Schlussfolgerung: Bei Kindern nach herzchirurgischen Eingriffen bietet ein infektiologisches Monitoring unter Einschluss von LBP oder Pct keine zusätzlichen Vorteile. Beide Parameter sind in diesem Setting nicht selektiv für Infektionen. Wegen ihrer längeren Halbwertszeiten sind sie im Vergleich zu den Interleukinen ungeeigneter frühpostoperativ auftretende Infektionen sicher diagnostizieren zu können.