Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 137
DOI: 10.1055/s-2004-829342

Häufigkeit der postnatalen Cytomegalie-Infektion durch Muttermilch bei Frühgeborenen mit einem Gestationsalter ≤ 30 SSW

SN Kurz 1, M Stöffler-Meilicke 2, H Versmold 1, K Bauer 3
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Mutter-Kind-Zentrum
  • 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Abteilung Virologie
  • 3Klinikum der JW Goethe-Universität, Frankfurt/Main, Neonatologie (Berlin, Frankfurt/M., Deutschland)

Hintergrund: Cytomegalieviren (CMV) werden von etwa 80% der CMV-IgG positiven Mütter in der Muttermilch (MM) ausgeschieden. Bei Reifgeborenen ist diese Infektion über MM symptom- und folgenlos, je kleiner die infizierten Frühgeborenen (FG) sind, umso schwerere symptomatische CMV-Infektionen können auftreten. Fragen: 1. Wieviele Mütter von FG ≤ 30 SSW sind CMV positiv? 2. Kommt es bei FG ≤ 28 SSW CMV-IgG+ Mütter, die mit 2x gefrorener/getauter MM gefüttert werden, zu postnatalen CMV Infektionen? 3. Kommt es bei FG 29–30 SSW CMV-IgG+ Mütter, die mit frischer oder 1x gefrorener MM gefüttert werden, zu symptomatischen CMV Infektionen?

Methodik: Prospektive Kohortenstudie 1. CMV-Serologie bei allen Müttern von FG <30+6 SSW. 2. CMV-PCR im Urin bei der U2, dann zweiwöchentlich bis zur Entlassung bei allen FG <30+6 SSW und Ernährungsdokumentation. 3. FG ≤ 28+6 SSW und einer CMV-IgG und/oder IgM positiven Mutter wird bis zu einem postkonzeptionellen Alter von 32+6 SSW nur zweifach gefrorene/wiederaufgetaute Muttermilch gefüttert. Alle anderen Frühgeborenen erhalten frische oder 1x gefrorene Muttermilch.

Ergebnisse: 1. Von 32 untersuchten Müttern mit FG ≤ 30 SSW waren 17 CMV-IgG+, 15 CMV-IgGneg. Keines der FG von CMV-IgGneg Müttern infizierte sich postnatal bis zur Entlassung mit CMV. 2. Von 9 FG ≤ 28 SSW CMV-IgG+ Mütter, die mit 2 x gefrorener/getauter MM gefüttert wurden, hatten 8 bis zur Entlassung keine CMV-Infektion. Ein FG zeigte im postnatalen Alter von 38 SSW (6 Wochen nach Beginn frischer MM-Ernährung) eine CMV-Ausscheidung im Urin und entwickelte eine Granulozytopenie (954/µl) und eine leichte transiente Tachydyspnoe. 3. Alle 8 FG 29–30 SSW, die mit frischer MM ernährt wurden, blieben bis zur Entlassung CMV-PCR negativ.

Schlussfolgerung: Bis jetzt ist es durch unsere Strategie der MM-Fütterung zu keiner klinisch bedeutsamen postnatalen CMV-Infektion über die Muttermilch gekommen. Allerdings ist die bisher untersuchte Fallzahl noch zu klein, um daraus eine allgemeine Empfehlung über die Fütterung von 2xgefrorener/getauter MM CMV-IgGpos Mütter zu geben.