Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 118
DOI: 10.1055/s-2004-829323

Inhalatives Iloprost in der Akuttherapie bei Frühgeborenen <1500g zur Behandlung des pulmonalen Hypertonus

FE Eifinger 1, AK Kribs 1, CH Hünseler 1, BR Roth 1
  • 1Kinderklinik Universität zu Köln (Köln, Deutschland)

Einführung: Es konnte gezeigt werden, dass inhalatives Iloprost-Trometamol (Ilomedin, Fa. Schering) einen positiven Effekt zur Therapie des pulmonalen Hypertonus bei reifen Neugeborenen aufweist (Rimensberger et al., Circulation, 30:544–548; 2001). Wir untersuchten die Hypothese, dass dem Gebrauch von inhalativem Iloprost zur Behandlung des pulmonalen Hypertonus bei spontan atmenden Frühgeborenen mit Lungenhypoplasie in Folge eines sehr langen vorzeitigen Blasensprunges über mehrere Wochen ebenfalls ein therapeutischer Nutzen zukommt. Zielkriterium unserer Untersuchung war dabei die Reduktion des Sauerstoffbedarfes innerhalb der ersten 96 Lebensstunden. Dabei wendeten wir folgendes Therapiestufenschema an (Abb. 1).

Abb. 1:

  • 1. Stufe: stündliche Inhalationen bis Pa02 >50mmHg mit Fi02 <0,3

  • 2. Stufe: 2-stündliche Inhalationen (mindestens aber 12h) bis Fi02 <0,25

  • 3. Stufe: 4-stündliche Inhalationen (mindestens aber 12h) bis Fi02=0,21

  • 4. Stufe: Beendigung

Bei Therapieversagen erneut eine Stufe zurück.

Patienten und Methodik: Wir behandelten im Jahr 2003 nach Aufklärung und Einverständnis der Eltern erstmalig insgesamt 6 Frühgeborene mit einem mittleren Gestationsalter von 30 SSW (25+6 bis 35+0 SSW) und einem mittleren Geburtsgewicht von 1250g (710g-2550g) mit inhalativer Iloprosttherapie bei echokardiographisch gesichertem pulmonalen Hypertonus. Alle Patienten erhielten innerhalb der ersten Lebensstunde endotracheal Surfactant (Mittel 85mg/kg, Survanta, Fa. Abbott) appliziert. Die erste Inhalation erfolgte im Mittel in der 7. Lebensstunde (2–24. Lebensstunde) über OptiNeb-Vernebler (Fa. Nebu-Tec) in einer Konzentration von 1,5–10µg/kgKG/Einzeldosis. Untersucht wurde der Sauerstoffbedarf vor und nach begonnener Ilomedin-Inhalation. Dabei wurde die jeweils höchste Sauerstoffkonzentration (FiO2) berücksichtigt, um eine peripher gemessene Sauerstoffsättigung über 90% zu erzielen. Alle Patienten erhielten primär nCPAP-Atemunterstützung über Infant-flow-Generator (Fa. eme).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 2 Kinder innerhalb der ersten 24h beatmungspflichtig; davon 1 Patient mit NO-Beatmung. Es konnte gezeigt werden, dass die mittlere Sauerstoffzufuhr vor Ilomedin-Inhalation (FiO2 89%±13%) signifikant höher war als die mittlere Sauerstoffzufuhr 12h nach Ilomedin-Inhalation (FiO2 52%±11,5%; p=0,002). Am 6. Lebenstag betrug die maximale Sauerstoffzufuhr bei allen Patienten FiO2 <40% (Mittelwert Fi02 26%). Typische Nebenwirkungen (Hypotonie, Thrombopenie, Tachyarrythmie, Bronchospasmus) traten dabei nicht auf.

Schlussfolgerung: Neben der Behandlung des pulmonalen Hypertonus bei spontan atmenden reifen Neugeborenen scheint die Iloprost-Inhalation ebenfalls bei Frühgeborenen einen therapeutischen Nutzen zu erzielen.