Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 82
DOI: 10.1055/s-2004-829287

Totraumauswaschung durch Flowteilung. Eine neue Methode zur Minimierung des Beatmungsaufwandes bei Frühgeboren

M Wald 1, P Kalous 2, K Lawrenz 2, M Weninger 1
  • 1Abteilung für Neonatologie, angeborene Störungen und Intensivmedizin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Wien, Austria
  • 2Pediatric Department, University Hospital (Hradec Kralove, Czech Republic)

Einleitung: Eines der wichtigsten Morbiditätsrisiken von extrem kleinen Frühgeborenen (VLBI) sind chronische Lungenschäden, verursacht durch maschinelle Beatmung. Als eigentliche Ursache wurde die Überdehnung der Lungenstruktur bei hohen Tidalvolumina (VT) erkannt. Bei den derzeit gängigen Beatmungsformen verursacht der eingebaute Flowsensor gemeinsam mit der Vorrichtung zum geschlossenen endotrachealen Absaugen eine Steigerung des Totraumes (DV) auf das mehrfache der für den Gasaustausch verantwortlichen Alveolarventilation. Das notwendige VT ist dementsprechend hoch. Eine Möglichkeit zur Verringerung des VT ist das Auswaschen des DV durch frisches Atemgas.

Patienten und Methode: An den Neonatologischen Intensivstationen der Univ. Klinik f. Kinder- und Jugendheilkunde Wien wurden 17 konventionell beatmete VLBI mit einem Gewicht <2000g in die Studie aufgenommen. Bei diesen Kindern wurde durch einen zusätzlichen Beatmungsschlauch 10% des Respiratorflows passiv am Flowsensor vorbei in die Vorrichtung zum geschlossenen endotrachealen Absaugen geleitet. Der geteilte Flow spielt während der In- und Exspiration keine Rolle. Am Ende der Exspiration, wenn keine Ausatemluft mehr aus der Lunge strömt, füllt der abgezweigte Flow den Totraum der geschlossenen Absaugevorrichtung und des Flowsensors retrograd mit frischem Atemgas an. Der vorhandene Totraum spielt beim nächsten Atemhub deshalb keine Rolle mehr. Verglichen wurde das mittlere Minutenvolumen (MV) bezogen auf das jeweilige Körpergewicht (KG) sowie der arterielle CO2 Partialdruck (pCO2a) in den 12 Stunden vor und nach entsprechender Umstellung der Beatmung.

Ergebnisse: Das MV/kg KG konnte im Mittel um 40,6% reduziert werden (P<0,001). Das pCO2a sank von 54,3mmHg (±10,74 SD) auf 47,4mmHg (±3,80 SD) (P=0,009).

Schlussfolgerung: Durch die Reduktion des Totraumes kann der für den chronischen Lungenschaden verantwortliche Beatmungsaufwand deutlich reduziert werden. Zum problemlosen Einsatz der Flowteilung zur Totraumauswaschung in der Routinearbeit ist jedoch ein auf einen Relativflow kalibrierbarer Flowsensor notwendig.