Pneumologie 2004; 58 - 20
DOI: 10.1055/s-2004-828918

Müde trotz CPAP – Entscheidungsanalysen bei 5jähriger Längsschnittbeobachtung

F Raschke 1, J Fischer 1
  • 1Institut für Rehaforschung Norderney, Klinik Norderney der Universität Witten/Herdecke

Fragestellung: Erholungsfähigkeit im Schlaf und Vigilanz am Tage sind vieldimensional miteinander verknüpft. Ihre Kausalität ist längst nicht aufgeklärt. Bei vielen schlafmedizinisch behandelten Patienten bleibt nämlich eine Tagesschläfrigkeit bestehen, die erst im Lauf von wiederholten Kontrolluntersuchungen beseitigt werden. Bekannt sind bislang Maskenprobleme und Leckagen als vorrangige Ursachen, gefolgt von weiteren, nicht adäquat behandelten Begleiterkrankungen. Rationale Entscheidungshilfen sollten in der Lage sein, solche Restsymptome effizienter und möglichst frühzeitig zu eliminieren.

Methode: In einer Längsschnittstudie an 1005 Patienten, die alle wegen schlafbezogener Atmungsstörungen in unserer Klinik behandelt und deren Daten seit 1998 kontinuierlich erfasst wurden, haben wir 3 PSG-Untersuchungen der Ersteinstellung und sämtliche jährlichen Kontrollen kontinuierlich untersucht: Der validierte Fragebogen (Qualitätssicherungsprogramm der DGSM zur Ergebnisqualität) wurde zu jedem Termin vorgelegt, sämtliche Polysomnographie-Daten, Verordnungen (Gerät, Druckwerte, Maske, Schlafmittel), Nebenwirkungen (organisch, funktionell, Probleme mit Zubehör), Krankheitstage, Störungsdauer, Zufriedenheit, Probleme mit den Krankenkassen u.v.a.m. wurden erfasst, insgesamt 940 Variable im Lauf von 5 Jahren. Von 125 Patienten, deren Datensätze nach 4 Jahren vollständig vorhanden waren, wurde die bestehende Resttagesschläfrigkeit genauer auf ihre Ursachen hin untersucht und die Ergebnisse bei einer kleineren Stichprobe von 34 Patienten im 5 Jahreszeitraum validiert. Nach 4 Jahren gaben immer noch 16% mittel bis schwere und 34% der Patienten leichte Tagesschläfrigkeit an. Als Prädiktoren wurden daher sämtliche plausiblen Variablen in ein CHAID-Modell von 'Answer Tree' (SPSS) eingespeist und über Entscheidungsanalysen statistisch relevante Einflussgrößen ermittelt, die die Resttagesschläfrigkeit erklären können.

Ergebnisse: Als Hauptfaktoren zur Erklärung von Residuen stellten sich in hierarchischer Ordnung Maskenprobleme, Multimorbidität und psychologische Symptome eines Erschöpfungs- / Mattigkeitszustands heraus, der sich weder über Depressivitäts- oder bekannte standardisierte Befindlichkeitsskalen ermitteln ließ.

Schlussfolgerung. Bislang haben wir dem Zustand einer allgemeinen Erschöpfung zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Er lässt sich möglicherweise als neurasthenische Grundkonstellation erklären, deren Ursachen wir rational entscheidungsgestützt prospektiv weiter nachgehen müssen.