Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 14
DOI: 10.1055/s-2004-828882

Autologe Erythrozyten-Transfusion in der Neonatologie: Untersuchungen zur Lagerungsstabilität fetaler Erythrozyten in Additivlösung

D Vuthaj 1, W Zieger 1, F Melchert 1, M Latta 2, H Eichler 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • 2Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Hintergrund: Im Rahmen mehrerer prospektiver klinischer Studie konnte gezeigt werden, dass die transfusionsmedizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen mit autologen Erythrozyten-Konzentraten (aEK) prinzipiell möglich ist. Allerdings sind die verfügbaren Daten zur Zell-Qualität gelagerter fetaler Erythrozyten noch sehr lückenhaft. Zielsetzung der vorliegenden in vitro-Untersuchung ist daher die Bestimmung von relevanten Qualitätsparametern optimiert hergestellter und standardisierter, gelagerter aEK, die aus Nabelschnurblut (CB) von reif Geborenen hergestellt werden.

Material und Methoden: Nach der Abnabelung wird das CB an der ungeborenen Plazenta mittels Perfusorspritzen steril entnommen, wobei ein festgelegtes Mischungsverhältnis von CB und Antikoagulans eingehalten wird (43ml CB + 7ml CPD-Lösung). Durch Zentrifugation erfolgt die Herstellung eines aEK mit stabilem Hct (60%), wobei dem Zellkonzentrat eine Standard-Additivlösung hinzugefügt wird (SAG-M oder PAGGS-M). Die aEK werden bei 4°C über einen Zeitraum von 49 Tagen gelagert. An den Tagen 0, 7, 21, 35, 42 und 49 erfolgt je eine Proben-Entnahme zur Messung der Qualitätsparameter (Hb (g/dl), Hct (%), K+ (mmol/l), pH, freies Hämoglobin (mg/dl), LDH (U/l), Lactat (mmol/l), ATP und 2,3-DPG). Am Anfang und am Ende der Lagerungszeit wird eine Sterilitätskontrolle durchgeführt. Darüber hinaus erfolgt die Messung der Sauerstoffbindungsaffinität gelagerter fetaler Erythrozyten im Vergleich zu Erythrozyten aus adultem Humanblut.

Ergebnisse: Die ungefilterten aEK aus CB (n=12) zeigten im Vergleich zu ungefilterten EK aus Erwachsenenblut (n=4) eine signifikant erhöhte Leukozyten-Kontamination (15,5±7,1 vs. 8,2±2,2×103/µl) bei vergleichbaren Hct-Werten (59,9±0,8 vs. 60,9±0,9). In der laufenden Analyse zeigt sich bei den CB-Proben ein stabiler Hb-Verlauf der aEK über die gesamte Lagerungszeit von 49 Tagen. Des weiteren kommt es im Vergleich zum Tag 0 zu einem signifikanten pH-Abfall in den aEK und zu einem Anstieg des freien Hämoglobin/ K+. Die Sauerstoffbindungsaffinität der ungefilterten aEK aus CB ist im Vergleich zu gelagerten Erwachsenen-Erythrozyten über den gesamten Lagerungszeitraum erhöht. Zur Verbesserung der Lagerungsqualität wurde von uns erstmals eine Leukozytendepletion der aEK aus CB mittels Filtration erfolgreich durchgeführt (n=4). Hierdurch wird erwartet, dass die Lagerungseigenschaften der fetalen Erythrozyten deutlich verbessert werden.

Zusammenfassung: Die Lagerung von fetalen CB-Erythrozyten in Standard-Additivlösungen in Kombination mit einer suffizienten Leukozytendepletion verbessert die Lagerungseigenschaften dieser Präparate. Die erhöhte Sauerstoffbindungsaffinität der Zellen bleibt über den gesamten Lagerungszeitraum erhalten. Zur Standardisierung des Herstellungsverfahrens wurde eine Präparationstechnik im offenen System gewählt, die jedoch für eine Routine-Anwendung dieser Präparate als nicht geeignet erscheint.