Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 2
DOI: 10.1055/s-2004-828870

Akutes Koronar-Syndrom unter Navelbine-Capecitabine-Therapie

S Urban 1, M Sigmund 2, A Löhr 1, P Harter 1, A du Bois 1
  • 1Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie, HSK Wiesbaden
  • 2Klinik Innere Medizin I (Kardiologie), HSK Wiesbaden.

Fallbeschreibung: 52j. Pat. mit Mammakarzinom cTm2, cN0, M0, ER+, PR+, c-erbB-2 neg.(ED 11/03). Die Patientin hatte keine kardialen Begleiterkrankungen, Echokardiographie und EKG vor Beginn der Chemotherapie waren unauffällig. Nach histologischer Sicherung wurde eine neoadjuvanten Chemotherapie mit Docetaxel/Doxorubicin/Cyclophosphamid (TAC) begonnen, die gut vertragen wurde. Nach 2 Zyklen wurde „nur“ eine minimal Response diagnostiziert und die Therapie auf NX (Vinorelbine Tag 1+8 und Capecitabine täglich oral). umgestellt.

Am dritten Tag nach Beginn des 1. Zyklus NX stellte sich die Pat. mit akuten linksthorakalen Schmerzen und Engegefühl vor. Die EKGs zeigten Ischämiezeichen im Wechsel mit unauffälligen Kurvenverläufen, so dass die Diagnose koronarer Spasmen gestellt wurde. Nach Therapie mit einem Betablocker, Heparin, Aspirin und Nitroglycerin war die Patientin beschwerdefrei. Die Echokardiographie war unauffällig, Eine Koronarangiographie diagnostizierte einen hämodynamisch nicht relevanten Plaque. Alle Laborparameter inkl. Herzenzyme waren im Verlauf unauffällig. Die Pat. erholte sich in den folgenden Tagen.

Diskussion: Bislang wurde ein akutes Koronarsyndrom unter Capecitabine selten beschrieben. Capecitabine wird in vivo zu 5-Flourouracil (5-FU) metabolisiert. Unter 5-FU sind Fälle eines akuten koronaren Syndroms bekannt. Die Pathogenese dieser Form der Kardiotoxizität ist noch nicht abschließend geklärt. Neben Koronarspasmen werden immunologische Prozesse und direkte Schädigungen von Herzmuskelzellen durch 5-FU/Metaboliten vermutet.

Fazit: Unter Capecitabine kann wie auch bei 5-FU ein akutes Koronarsyndrom auftreten, auch wenn keine KHK vorhanden ist. Die schon in der Literatur bei 5-FU beschriebene konservative Therapie hat sich auch bei unserer Pat. bewährt.