Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 17_046
DOI: 10.1055/s-2004-828827

Neue Therapiekonzepte in der Deszensus- und Inkontinenzchirugie

C Fünfgeld 1
  • 1Gynäkologischen Abteilung, Zentrum für Deszensus- und Inkontinenzchirurgie, Klinik Tettnang GmbH, Tettnang

Der Deszensus ist eine Veränderung der Topographie der Organe im kleinen Becken. Die Harninkontinenz stellt eine funktionelle Störung dar. Sie kommt mit und ohne Begleitdeszensus vor. In der gynäkologischen Tradition bestand der operative Ansatz zur Behebung der Harninkontintenz meist in der Korrektur der Anatomie, was oft unbefriedigende funktionelle Ergebnisse zur Folge hatte. Rein funktionelle Operationstechniken ohne Berücksichtigung der anatomischen Ausgangssituation waren oft gleichermaßen unbefriedigend. Nachdem jahrzehntelang die gynäkologische Deszensus- und Inkontinenzchirurgie aus einer vaginalen Hysterektomie mit vorderer und hinterer Kolporrhaphie oder einer abdominalen Hysterektomie mit Kolposuspension bestand, setzte sich in den letzten Jahren durch Einführung der TVT-Operation und anderer spannungsfreier Operationsmethoden ein differenziertes operatives Therapiekonzept durch. Neue Materialien bieten zusätzliche Möglichkeiten der Korrektur des Deszensus. Diese Operationen bereichern das Spektrum der Inkontinenz- und Deszensusoperationen und verdrängen viele der bisher gebräuchlichen Verfahren. Dies führte zu einer umfangreichen Verränderung des Konzeptes in der Inkontinenz- und Deszensuschirurgie. Die Neuerungen ermöglichen ein individuell auf die Patientin abgestimmtes Therapiekonzept. Da häufig sowohl funktionelle, als auch anatomische Defektbilder vorliegen, sollten diese erst nach eingehender differenzierter Diagnostik mit einem auf die Patientin zugeschnittenen Operationsplan angegangen werden.

Die operativen Möglichkeiten sind vielfältiger, die Differentialindikation ist aber eher schwieriger geworden. Wann ist eine Inkontinenzoperation ausreichend, und welche ist die beste? Wann sollte der Deszensus und wie korrigiert werden? Sind ältere Verfahren obsolet? Ziel jeder Operation ist die Rekonstruktion der Anatomie mit Beseitigung der Beschwerden und Wiederherstellung der normalen Blasen- und Darmfunktion. In dem Vortrag werden die operativen Möglichkeiten vorgestellt, bewertet und in ein Gesamtkonzept eingebunden.