Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 7_021
DOI: 10.1055/s-2004-828802

Unterstützung der Familie durch den Frauenarzt

L Spätling 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum Fulda

Fast alle Frauen werden von Frauenärzten ab der Pubertät bis ins hohe Alter betreut. Frauenärzte haben auf ihre Patientinnen einen großen Einfluss, der über das Medizinische hinaus zum Wohle der Patientinnen genutzt werden sollte.

Seit vielen Jahren beobachten wir einen dramatischen Geburtenrückgang, der in den nächsten Jahren erhebliche Folgen für die Menschen aber auch die Wirtschaft in unserem Lande haben wird. Frauen bekommen immer weniger Kinder und diese immer später.

Der bei fast allen Frauen ausgeprägte Kinderwunsch wird immer später realisiert und dann oft nur schwerer als in jüngeren Jahren. Mit diesem Wissen sollte jeder Frauenarzt bei einer Antikonzeptionsberatung intensiv auch auf die mit steigendem Alter deutlich sich verringernde Schwangerschaftsrate hinweisen, so dass dieses Wissen aktiv in die Lebensplanung einbezogen werden kann.

Die weiter steigende Scheidungsrate weist auf Ursachen in der partnerschaftlichen Beziehung hin hervorgerufen durch die Unfähigkeit der Paare die Probleme, mit denen sie am Übergang zur Elternschaft konfrontiert werden, zu meistern. Der Strukturwandel der Gesellschaft mit vielfältigen Einflüssen besonders auf junge Menschen führt junge Familien unvorbereitet in partnerschaftliche Konflikte, die immer öfter vordergründig mit Scheidung gelöst werden, Alleinerziehende in wirtschaftliche und erzieherische Not bringen.

In der Planungsphase und während einer Schwangerschaft sind Herz und Geist auch des Vaters offen für Informationen und Ratschläge, die die Zukunft der jungen Familie sichern. Besonders bildungsferne Eltern können über den Frauenarzt, den sie spätestens nach Eintritt der Schwangerschaft aufsuchen mit den vielfältigen Hilfsangeboten vertraut gemacht werden. Solange es noch nicht flächendeckend möglich ist, partnerschaftsstabilisierende Inhalte, wie Konfliktbewältigung und Zeitmanagement besonders in die Paarkurse der Geburtsvorbereitung zu integrieren, sollte in den Frauenarztpraxen auf entsprechende Angebote z.B. von Erwachsenenbildungsstätten verschiedenster Träger verwiesen werden. Auch gezielte Mitarbeit von entsprechend geschulten Personen in den Praxen ist denkbar.

Es ist auch Aufgabe der politischen Institutionen jede Maßnahme zur Verbesserung der Situation junger Familien und damit der Zukunft unserer Gesellschaft zu unterstützen.