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DOI: 10.1055/s-2004-828768
Trizyklische Antidepressiva als möglicher Auslösefaktor der Zentralvenenthrombose (ZVV) bei einer jungen Thrombophilie-Patientin
Hintergrund: Ein Protein-C-Mangel erhöht das Thromboserisiko um das 7fache und ein Protein-S-Mangel um das 5fache. Die Rolle bei einem ZVV bleibt dabei kontrovers. Ein zeitgleiches Auftreten verschiedener Thrombophilieformen mit anderen metabolischen Störungen oder der Einwirkung von Medikamenten kann das Risiko für retinale Venenthrombosen erhöhen.
Methoden: Es wurden die wichtigsten Faktoren, die für eine Thromboseentwicklung bei jungen Patienten verantwortlich sind, getestet: Thromboplastinzeit, partielle Thromboplastinzeit (PTT), APC-Resistenz-Ratio, Protein-C-Aktivität, Protein-S-Aktivität, Cardiolipin IgM-, IgG- und beta-Glykoprotein IgG-AK.
Ergebnisse: Bei einer 21-jährigen Patientin, die wegen Depressionen seit über ½ Jahr täglich 100mg Imipramin eingenommen hatte, wurde, bei zunehmender Sehverschlechterung rechts (Visus 0,2), eine abgelaufene, leicht ischämische ZVV festgestellt. Alle Standard-Blutgerinnungs- und CT-Untersuchungen waren unauffällig. Therapeutisch wurde, nach sofortigem Absetzen von Imipramin, Prednison und Pentoxifyllin eingesetzt. Nach Rückbildung der Blutungen und des Ödems entstanden eine partielle Optikusatrophie und im FAG nach 8 Jahren sichtbare optiko-ziliare Shunts. Das VEP war deutlich reduziert. Gezielte Blutgerinnungsuntersuchungen ergaben eine deutlich herabgesetzte Protein-S-Aktivität, bei normalen Werten anderer Faktoren.
Schlussfolgerung: Trizyklische Antidepressiva, die eine anticholinerge Wirkung haben, können auch eine Entwicklung eines ZVV bei Protein-S-Mangel begünstigen und sollten deswegen bei Thrombophilie-Patienten unbedingt vermieden werden.