Psychiatr Prax 2004; 31: 79-81
DOI: 10.1055/s-2004-828435
Psychotherapie und kognitives Training
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Entwicklung der Inanspruchnahme von stationären psychotherapeutischen Leistungen an vollversorgenden Abteilungen und Fachkrankenhäusern für Psychiatrie und Psychotherapie in den neuen Bundesländern

The Development of Utilisation of Psychoneurotic In-Patients in Hospitals for Psychiatry and Psychotherapy of the So-Called „New” Federal States of GermanyLothar  Adler1 , Manfred  Wolfersdorf2
  • 1ÖHK Mühlhausen
  • 2BKH Bayreuth
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. November 2004 (online)

Zusammenfassung

Anliegen: Die Entwicklung der Inanspruchnahme von Patienten mit „psychogenen Störungen” in den neuen Bundesländern kann wegen der anderen Ausgangslage im Kontrast zu den westlichen vollversorgenden Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie Auskunft darüber geben, welcher Bedarf sich unter den Bedingungen des jetzt gemeinsamen Versorgungssystems entwickelt. Methode: Untersucht werden die Inanspruchnahmeveränderungen zwischen 1993 und 1999 von 6 thüringischen Abteilungen und 3 Kliniken von Patienten mit den ICD-9-Diagnosen 300 - 301, 306 - 309 und mit denen anderer Kliniken in den neuen und alten Bundesländern verglichen. Anhand einer Zufallstichprobe von 100 Patienten (ICD-9: 301) werden Aufnahmegründe untersucht. Ergebnis: Die Inanspruchnahme stieg relativ und absolut in den untersuchten Kliniken an, der Anstieg in Thüringen und geringer auch in den anderen neuen Bundesländern war deutlich höher als in den alten Bundesländern. Die Aufnahmegründe entstehen aus schweren Krisen. Schlussfolgerungen: Bei der bundesweit niedrigsten Bettenmessziffer in Thüringen kann die anteilig höhere Inanspruchnahme mit diesen Diagnosen u. a. als Hinweis auf ein pro Kopf der Bevölkerung bezogen ähnliches Versorgungsbedürfnis gewertet werden, dessen Gründe schwerwiegend sind.

Abstract

Objective: Up to now psychotherapeutic treatment naturally is part of treatment strategies of mental hospitals and departments of psychiatry at general hospitals. Actually there is a controversial debate in this issue. The aim of this study was to evaluate the development of the utilization of these hospitals by patients with „psychogenic disorders” in the new federal states of eastern Germany. Method: We studied the changes in the utilization in hospitals of psychiatry and psychotherapy in Thuringia 1993 up to 1999 by patients with ICD-9-diagnoses 300 - 1 and 306 - 9 and compared these data with these of other clinics in East und West Germany. Result: The utilization of psychotherapy patients increased in all hospitals. The increase in Thuringia was highest, in the other eastern German it was higher as in western clinics. Reasons of admissions for in-patient psychotherapeutic treatment were suicide ideations and attempts, aggression against others and prepsychotic agitation. Conclusions: These results can be seen as a sign of a similar necessity of this care in the eastern as in western population under similar psychosocial conditions.

Literatur

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Priv.-Doz. Dr. Lothar Adler

Ökumenisches Hainich-Klinikum gGmbH

Pfafferode 102

99974 Mühlhausen

eMail: Ladler@t-online.de