Rofo 2004; 176 - PO205
DOI: 10.1055/s-2004-828198

MRT-Verlaufskontrolle bei Patienten mit Hirnstammläsionen nach Schädel-Hirn-Trauma unter Verwendung von „fiber tracking“ zur Visualisierung von Defektzuständen

C Scherlach 1, S Reissberg 1, C Hoeschen 1, A Kästner 1, D Woischneck 1, R Firsching 1, M Skalej 1, W Döhring 1
  • 1Med. Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Klinik für Diagnostische Radiologie, Magdeburg

Ziele: Bei bisher 15 Patienten nach Schädel-Hirn-Trauma (SHT) und im primären MRT nachgewiesenen Hirnstammläsionen (HSL) sollten Aussagen über die Dynamik der Läsionen im MRT und deren prognostische Wertigkeit getroffen werden. Methode: Bei 15 Patienten wurden im Mittel 12 Monate nach SHT und nachgewiesener HSL im MRT (1,5 Tesla INTERA, Philips) der Befund kontrolliert. Untersucht wurden 6 Patienten mit Grad II, 8 Patienten mit Grad III und 1 Patient mit einer Grad IV Läsion des Hirnstamms nach Firsching et al. Es wurden T1-gewichtete (se) und T2- gewichtete (tse) Sequenzen sowie eine FLAIR-Sequenz angewendet. Zusätzlich wurde ein 3D-Datensatz (DWI; b=0, b=800) nahezu isotrop coronar entlang der Pyramidenbahn erstellt. Ergebnis: Bei der Hälfte der Patienten mit HSL Grad II waren die initial nachgewiesenen HSL nicht mehr nachweisbar. Bei den Patienten mit HSL Grad III zeigten 3 Patienten in der Kontrolle keine HSL mehr. Bei einem Patient war die Läsion deutlich größer und die übrigen Patienten zeigten unveränderte Befunde. Eine Patientin wies eine deutliche supratentorielle Hirnatrophie bei mesenzephaler Läsion auf, die in der Faserdarstellung (“fiber tracking“) visualisiert werden konnte. Eine Hirnstammatrophie konnte nur bei Patienten mit HSL Grad III und IV nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Die MRT in der Spätphase nach SHT hat keine wesentliche Aussagekraft bezüglich der weiteren Prognose. Primär nachgewiesene HSL im MRT sind im Verlauf teils nicht mehr nachweisbar. Dies begründet eine nur eingeschränkte gutachterliche Bedeutung der MRT in der Spätphase des SHT. Die Faserdarstellung ist eine sinnvolle Ergänzung der Bildgebung im Verlauf zur Visualisierung der Defektzustände.