Rofo 2004; 176 - VO_4002
DOI: 10.1055/s-2004-827776

Reduzierte koronare Flussreserve in kompetenten Bypassgefäßen bei infarciertem Myokard

OK Mohrs 1, CS Spies 1, JM Madison 1, BN Nowak 1, AF Fach 1, TV Voigtländer 1
  • 1Cardioangiologisches Centrum Bethanien CCB, Frankfurt/Main

Ziele: Die koronare Flussreserve ist ein wichtiger funktioneller Parameter zur Beurteilung der Kompetenz von koronaren Bypassgefäßen. Wenn kompetente Bypassgefäße infarziertes Myokard versorgen, kann dennoch die Flussreserve aufgrund von Veränderungen der Microvaskulatur vermindert sein. Es wird untersucht, inwieweit der Infarktnachweis im myokardialen Versorgungsgebiet eines Bypassgefäßes die Flussreserve beeinflusst. Methode: Dreißig Bypassgefäße wurden mittels Phasenkontrast-Technik (TE 4,2 ms, zeitl. Auflösung 70 ms, Flipwinkel 30°, Venc. 75cm/s, Voxel-Größe 1,4×0,8×6,0 mm3) bei 1,5T (Magnetom Sonata, Siemens AG) untersucht. Die Flussreserve wurde errechnet aus dem Verhältnis von Flussgeschwindingkeit in Ruhe und während maximaler Adenosin-induzierter Hyperämie (140µg/min/kgKG). Mittels „Late Enhancement“-Konzept wurden Infarktareale identifiziert, und die Bypässe entsprechend in zwei Gruppen geteilt, welche entweder infarziertes oder nicht-infarziertes Myokard versorgen. Signifikante Bypassstenosen wurden mittels Koronarangiographie, Szintigraphie oder Ergometrie ausgeschlossen. Ergebnis: Es wurden 25 der 30 Bypassgefäße flussquantifizierend analysiert, 5 Bypassgefäße waren verschlossen (n=4) oder nicht beurteilbar (n=1). 12 Bypassgefäße versorgten Infarktareale (Gruppe A) und 13 Gefäße waren mit Koronarien anastomosiert, welche nicht-infarziertes Myokard versorgen (Gruppe B). Gruppe A bestand aus acht Venengrafts und vier Mammariagrafts, Gruppe B aus acht Venen- und fünf Mammaria-Bypassgefäßen. Die Flussreserve in Gruppe A war signifikant niedriger als in Gruppe B (Mittel: 1,8±0,76 vs. 2,9±1,2; p=0,01). Schlussfolgerung: Die Flussreserve in kompetenten, Infarktareale versorgenden Bypassgefäßen ist vermindert. Dies ist erklärbar durch die gestörte Mikrozirkulation in dem nachgeschalteten, infarzierten Myokard. Um eine zuverlässige und komplette Untersuchung der Bypassfunktion mittels MRT zu gewährleisten, muss neben der Bestimmung der Flussreserve eine Analyse der Myokardvitalität durchgeführt werden.