Rofo 2004; 176 - VO_3008
DOI: 10.1055/s-2004-827622

Diffusions-Tensor-Bildgebung der Pyramidenbahn: ein objektiver Marker des Krankheitsverlaufs bei Amyotropher Lateralsklerose?

S Jacob 1, J Finsterbusch 1, J Weishaupt 1, M Knauth 1, J Frahm 1, H Ehrenreich 1
  • 1Universitätsklinikum Göttingen, Neuroradiologie, Göttingen

Ziele: Die Diagnose der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) wird hauptsächlich klinisch und elektromyographisch gestellt. In der konventionellen MRT kann die Beteiligung der Pyramidenbahn und des Motorkortex in fortgeschrittenen Stadien dargestellt werden. Die Methode bietet aber keine sensitive Messung der Krankheitsprogredienz. Die Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) ermöglicht eine Bestimmung der Integrität der weißen Substanz. Ziel der Pilotstudie war es, das Potential der DTI als quantitatives Instrument zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs in der Pyramidenbahn zu untersuchen. Therapiestudien könnten von einer quantitativen Methode, begleitend zum klinischen Verlauf, profitieren. Methode: Drei Patienten mit unterschiedlichen Leitsymptomen der ALS unterzogen sich in regelmässigen Abständen über einen Zeitraum von neun Monaten einer klinischen Untersuchung, einschließlich konventioneller MRT und DTI. Bei einem Patient waren Symptome des ersten Mototrneurons führend, während bei den anderen beiden Patienten die Bulbärsymptomatik oder Symptome des zweiten Motorneurons überwogen. Ergebnis: Die konventionelle MRT zeigt Veränderungen der Pyramidenbahn ohne sichtbare zeitliche Dynamik. Inder DTI konnte demgegenüber bei dem Patienten mit überwiegender Beteiligung des ersten Motorneurons eine fortschreitende Reduktion der relativen Anisotropie in der Pyramidenbahn gemessen werden, die mit dem klinischen Verlauf korrelierte. Bei den anderen beiden Patienten zeigte sich bei progredienter klinischer Symptomatik, im selben zeitlichen Verlauf keine deutliche Veränderung der DTI in der Pyramidenbahn. Schlussfolgerung: DTI könnte eine sensitive Methode sein, um die Pyramidenbahndegeneration bei ALS-Patienten mit überwiegender Beteiligung des ersten Motorneurons im Krankheitsverlauf zu messen. Bei dieser Subgruppe könnte DTI als objektive morphologische Methode, neben dem klinischen Verlauf, in Therapiestudien zur Anwendung kommen.