Rofo 2004; 176 - VO_2136
DOI: 10.1055/s-2004-827611

Die offene Lungentuberkulose – wieder eine Herausforderung für die diagnostische Radiologie

T Thieme 1, B Meyd 1, T Görlitz 1, A Hufnagel-Schmude 1, A Noll 1, M Losen 1, A Beck 1
  • 1Klinikum Konstanz, Institut für Röntgendiagnostik und Nuklearmedizin, Konstanz

Ziele: Seit Anfang der 90er Jahre ist in Westeuropa eine steigende Inzidenz der Tbc zu verzeichnen. Gerade im Hinblick auf eine effiziente, rechtzeitige Expositionsprophylaxe innerhalb des Klinikbetriebes sollte eine möglichst frühe Diagnosestellung der meldepflichtigen Erkrankung angestrebt werden, wobei die Radiologie wegen der zumeist uncharakteristischen klinischen Symptomatik zunehmend gefordert ist, wie wir anhand der gesammelten Fälle zeigen wollen. Methode: In unserem 450-Betten-Klinikum waren von 1995 bis 2003 insgesamt 12 Fälle einer offenen Lungen-Tbc gemeldet. Das Bildmaterial, in allen Fällen mehrere Film/Folien-Thoraxradiogramme und bei 4 Patienten eine oder mehrere Thorax-CT, wurde von 2 erfahrenen Radiologen retrospektiv ausgewertet. Ergebnis: An 2 Patienten war schon prästationär die Diagnose der Tbc gesichert. Bei 3 Patienten wurde aufgrund eines vorbestehenden Primärkomplexes in Kombination mit frischen Infiltraten sofort die radiologische Verdachtsdiagnose gestellt und damit eine frühzeitige Expositionsprophylaxe und Therapie möglich. In den übrigen Fällen verzögerte sich die Diagnosefindung um durchschnittlich 12 Tage, wobei in nur 2 Fällen der radiologische Verdacht vor dem mikrobiologischen Nachweis geäussert wurde. 4 Patienten wiesen einen fulminanten Krankheitsverlauf mit Kavernen, miliarer Aussaat oder Pleuritis tuberculosa auf. Schlussfolgerung: Die offene Lungen-Tbc war und ist weiterhin das „Chamäleon“ der radiologischen Diagnostik, was eine frühzeitige Diagnosestellung erschwert. Bei steigender Inzidenz sollte auch in der Radiologie wieder häufiger an diese Differentialdiagnose gedacht werden.