Rofo 2004; 176 - VO_2006
DOI: 10.1055/s-2004-827481

Diffusionsgewichtete Magnet-Resonanz-Tomographie nach elektrokonvulsiver Therapie (EKT)

K Shiratori 1, J Spernal 1, A Toussaint 1, M Gurschi 1, U Hemmeter 1, S Bien 1
  • 1Klinikum Philipps-Universität Marburg, Neuroradiologie, Marburg

Ziele: Nach langjähriger Reserviertheit gegenüber der EKT findet die Therapie heute wieder zunehmend Anwendung. Dabei wird häufig über mögliche organische Veränderungen nach EKT disskutiert. Über reversible und reproduzierbare Diffusionsstörungen von Wassermolekülen im Hirn von Ratten nach Elektroschocks wurde berichtet. Auch Diffusionsstörungen im Hirn von Patienten periiktal bei einem Status epileptikus sind bekannt. In dieser Studie sollte untersucht werden ob wiederholte elektrokonvulsive Therapien kernspintomographisch fassbare Diffusionsstörungen verursacht. Methode: Von Juni 2001 bis Februar 2003 unterzogen sich neun Patienten (34 bis 74 Jahre alt) mit einer therapierefraktären endogenen Depression einer elektrokonvulsiven Therapie (insgesamt 68 EKT). Alle Patienten hatten ansonsten keine wesentlichen Vorerkrankungen. Durch eine prätherapeutische kernspintomographische Untersuchung auch mit einer Diffusionswichtung wurden vorbestehende frische Ischämien ausgeschlossen. Die Patienten wurden 3x pro Woche (Montag, Mittwoch und Freitag) behandelt und erhielten bis zu 12 Sitzungen. Nach jeder EKT wurde einige Stunden später eine Kernspintomographie mit Diffusionswichtung (b-value 1000) durchgeführt. Letztendlich standen 68 post-EKT Untersuchungen zur Analyse zur Verfügung. Ergebnis: In keinem Fall zeigte sich eine optisch erkennbare Diffusionsstörung. Auch die ADC-Werte (apparent diffusion coefficient) in den Basalganglien, im frontalen Marklager sowie im Hippokampus zeigten keine signifikanten Veränderungen. Schlussfolgerung: Bei therapeutisch eingesetzten Elektroschocks im Rahmen der EKT zeigen sich keine Diffusionsstörungen. Auch die kurzfristige, nach abgeschlossener EKT durchgeführte MRT-Kontrolle zeigte in keinem Fall manifeste parenchymatöse Veränderungen.