Gesundheitswesen 2004; 66 - 68
DOI: 10.1055/s-2004-825109

Gruppenerkrankungen an akuter Gastroenteritis in Wiesbaden, 2002–2003

M Forßbohm 1, UC Vieth 1, J Majewska-Nowak 1, I Pfeiffer 1, M Krautworst 1, C Schön 1
  • 1Gesundheitsamt Wiesbaden

Eine Gruppenerkrankung (GE) an akuter Gastroenteritis ist durch das Auftreten von Durchfall und weiteren gastroenteritischen Symptomen bei 2 oder mehr Personen im gleichen Zeitraum definiert, wenn dabei eine gemeinsame Infektionsquelle oder eine Infektionskette anzunehmen ist.

Meldungen von Erregern der akuten Gastroenteritis stellen seit jeher den größten Teil aller Meldungen an die Gesundheitsämter dar. Um Prioritäten für die Bearbeitung der Meldungen und die Aufklärung der Verbraucher ableiten zu können, bearbeiteten wir die folgenden Fragestellungen anhand der 2002 und 2003 an das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Wiesbaden (270.000 Einwohner) gemeldeten Erregernachweise und Erkrankungen. Alle Meldungen und Ermittlungsergebnisse wurden in epi-info 6 elektronisch erfasst und ausgewertet.

1) Welche Erreger führten häufiger zu GE, welche traten eher sporadisch auf?

Ergebnis: In GE traten auf: 95% der Norovirus-Enteritiden, 30% der Salmonellosen, 9% der Rotavirus-Enteritiden, 6% der Campylobacteriosen und Yersiniosen.

2) Wie viele GE an akuter Gastroenteritis traten je nach verursachendem Erreger in einem Jahr auf, wie viele Personen umfassten sie durchschnittlich?

Ergebnis: In 2 Jahren traten 7 Norovirus-GE mit durchschnittlich 22 (5–37) betroffenen Personen, 41 Salmonella-GE mit durchschnittlich 5 (2–74), 6 Rotavirus-GE mit durchschnittlich 6 (2–24), 14 Campylobacter-GE (13×2 sowie 1×4 Personen) und 1 Yersinia enterocolitica-GE mit 2 Personen auf.

3) In welchen Gruppen traten akute Gastroenteritiden gehäuft auf; und welche Infektionsquellen wurden ermittelt?

Die Norovirus-GE traten in Kindertagesstätten (3 x), Stationen von Krankenhäusern (2 x, Patienten und Personal betroffen), einer Reisegesellschaft und in einer Familie auf.

Die größte GE wurde durch Salmonella Enteritidis verursacht; sie betraf 74 Konsumenten von Vollkost in 2 Rehabilitations-Kliniken. Weitere wahrscheinliche Ursachen für Salmonella-GE waren: Rohei in Tiramisu, Himbeercreme, Käsesahnetorte, Kartoffelsalat, Tatar, Süßspeise, Salatsauce und Mayonnaise, Spiegelei; aber auch (ohne Rohei) Hackbraten, Hackfleischauflauf und Bratwurst.

Als wahrscheinliche Ursachen für Campylobacter-GE wurden ermittelt: Rohmilch, gegrillte Hähnchenteile, Döner, Hamburger und Putenfleisch.

Schlussfolgerungen:

Meldungen von Noroviren und Salmonellen zeigen häufiger eine GE an und sind vordringlich zu bearbeiten. Vom Genuss von rohen Eiern, roher Milch oder ungenügend durchgegartem Fleisch ist nach wie vor abzuraten. Die Erfahrungen aus den Ermittlungen wurden in einem Papier zur „Vorgehensweise bei GE an akuter Gastroenteritis“ zusammengefasst.