Laryngorhinootologie 2004; 83 - 26_12
DOI: 10.1055/s-2004-823761

Effekt der Fokus-Tonsillektomie bei chronischen Dermatosen–Klinische Studie und Metaanalyse

A Müller 1, K Neuber 2, FU Metternich 1, S Wenzel 1
  • 1Univ. HNO-Klinik
  • 2Klinik für Dermatologie, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf

Hintergrund: Subklinische und rezidivierende Streptokokken-Infektionen gelten als entscheidender Faktor in der Pathogenese chronischer Dermatosen. Die Rolle der Tonsillen als Fokus und der Effekt der fokussanierenden Tonsillektomie (TE) ist bis heute nicht exakt definiert. Methode: Der klinische Verlauf von 20 konsekutiven Patienten mit chronischer Psoriasis, Urtikaria und atopischem Ekzem wurde mindestens 12 Monate nach Fokus-TE dermatologisch beurteilt. Zur Einschätzung der erhobenen Befunde wurde eine Metaanalyse der internationalen Literatur durchgeführt. Ergebnisse: Bei 35% (7 / 20) der Patienten konnte anamnestisch und dermatologisch eine deutliche Besserung bzw. Heilung durch die OP erreicht werden. 65% (13 / 20) wurden als nur gering gebessert bzw. unverändert klassifiziert. Die Metaanalyse der relevanten Publikationen ergab eine Effektivität der Fokus-TE von 83% (Konfidenz: 80,72–85,82%) für die verschiedenen Psoriasisformen. D.h. in 17% (Konfidenz: 14,1–19,28%) erbrachte die OP keinen dermatologisch meßbaren Erfolg. Die beste Ansprechrate wies die Pustulosis palmaris et plantaris (88%) auf, die schlechteste die chronische Urtikaria (0%). Schlussfolgerung: Entgegen der klinischen Empirie kann insbesondere entsprechend der Metaanalyse ein eindeutig positiver Effekt der Fokus-TE auf den klinischen Verlauf vor allem der chronischen Psoriasis dargestellt werden. Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Morbidität sollte die fokussanierende Tonsillektomie weiterhin als Therapieversuch im Behandlungskonzept chronischer Dermatosen berücksichtigt werden.