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DOI: 10.1055/s-2004-823262
Ektopes Schilddrüsengewebe der vorderen Zunge
Einleitung: Selten ist der embryonale Deszensus der Schilddrüse unvollständig oder ausgeblieben. Hieraus kann eine lingulae oder zervikale Thyreoidea bzw. ektopes Schilddrüsengewebe im Verlauf des ehemaligen Ductus thyreoglossus resultieren. Diese Ektopie findet sich meist am Zungengrund, andere Stellen sind sehr selten. Ektopes Schilddrüsengewebe der vorderen Zunge wurde nach unseren Recherchen bisher nicht beschrieben.
Fall: Ein 27-jähriger Patient wurde mit einer Raumforderung im vorderen medianen Zungendrittel vorstellig, welche weich, hyperämisch und gefäßreich erschien. Die Sonographie zeigte eine gut begrenzte, 15×17×11mm große Raumforderung mit Binnenecho und eine normal angelegte Schilddrüse. Zur histologischen Sicherung wurde eine Resektion durchgeführt. Das Ergebnis zeigte ektopes Schilddrüsengewebe wie bei einer Zungengrundstruma.
Fazit: Eine Zungengrundstruma kann das einzig funktionierende Schilddrüsengewebe im Körper darstellen. Häufig verursacht sie keine Beschwerden. Ist eine Extirpation notwendig, so ist die Bestimmung der Schilddrüsenhormone, sowie eine Darstellung des funktionierenden Schilddrüsengewebes unausweichlich, um einer postoperativen Hypothyreose vorzubeugen. Der vorliegende Fall zeigt, dass auch bei Raumforderungen der vorderen Zunge differentialdiagnostisch eine Struma lingualis in Betracht kommen kann. Eine regelrecht angelegte zervikale Schilddrüse ist daher nachzuweisen, insbesondere vor einer operativen Entfernung.
Schlüsselwörter
Ektopie - Schilddrüse - Struma - Zunge