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DOI: 10.1055/s-2004-822081
Die psychogene Harninkontinenz – eine Ausschlussdiagnose?
Fragestellung: In der spärlichen Literatur über die psychogene Harninkontinenz gibt es Darstellungen der Pathopsychologie aber kaum Untersuchungen über die Leitsymptomatik. Während die reine psychogene Inkontinenz ohne pathologischen Befund als Ausschlussdiagnose gestellt werden kann, ist dies bei der Kombination mit einer somatischen Inkontinenzform nicht möglich. Ziel der Untersuchung war die Evaluation der Symptomatik bei reiner und kombinierter psychogener Harninkontinenz.
Methode: In eine retrospektiven Studie wurden insgesamt 1077 urodynamische Untersuchungen eingespeist von Patientinnen, die zur Abklärung einer Inkontinenz zugewiesen wurden. Alle Patientinnen wurden mittels Urethrocystotonometrie, Urethrocystoskopie, Introitus-EMG, Stresstest und Perinealsonographie untersucht. Bei Patientinnen, bei denen die Diagnose psychogene Inkontinenz gestellt wurde, wurde die Symptomatik nach Leitsymptomen untersucht.
Ergebnisse: Bei 142 Patientinnen wurde die Diagnose psychogene Inkontinenz gestellt. Bei n=84 (Kontrolle) fand sich kein pathologischer Befund, bei 9 Zeichen einer Urge-, bei n=53 ein positiver Stresstest. Wichtigste Symptome in allen drei Gruppen waren
Enuresis nocturna sowie
eine Diskrepanz zwischen Leidensdruck und objektivierbarem Befund:
2.1 Urgency/Frequency ohne Nykturie
2.2 andere
Enuresis nocturna und Urgency/Frequency ohne Nykturie dominierten in den kombinierten Inkontinenzformen.
Schlussfolgerung: Die psychogene Inkontinenz kommt nahezu gleich häufig als „Inkontinenz ohne pathologischen Befund“ (MOLINSKY) vor wie in Kombination mit Stress und/oder Urgeinkontinenz. Bei entsprechender Symptomatik sollte die psychosomatische Seite unbedingt abgeklärt werden.