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DOI: 10.1055/s-2004-822074
Türkische Väter im Kreißsaal?! – Ergebnisse einer vergleichenden Befragung von deutschen und türkischen Paaren
Fragestellung: Die Anwesenheit des Vaters bei der Entbindung ist in Deutschland Bestandteil des Konzeptes der individuellen familienorientierten Geburtshilfe. In den letzten Jahren ist auch eine Zunahme der Anwesenheit türkischstämmiger Väter im Kreißsaal zu beobachten, was in der Türkei kaum üblich ist.
Methodik: Befragung von 41 türkische und 63 deutsche Paare (1. Kind, umkomplizierte Spontangeburt >37. SSW) von 8/02 bis 9/03 am 2./3. Wochenbettstag mittels eines selbstentwickelten standarsisierten Fragebogens.
Ergebnisse: 67% der deutschen und nur 35% der türkischen Männer hatten sich auf die Geburt vorbereitet, z.B. 40% der Deutschen / 8% der türkischen Väter mit einem Vorbereitungskurs. 91% der türkischen, 96% der deutschen Väter stuften die Geburtsbegleitung als wichtig ein. 88% der türkischen, aber 98% der deutschen Männer wünschten sich, wieder bei der Geburt dabeizusein. Beide Gruppen gaben als Gründe für die Anwesenheit an: gemeinsame Bewältigung von Schwierigkeiten, positiver Einfluss auf die Partnerin, Festigung der Beziehung (Rangliste). 95% der deutschen, aber nur 64% der türkischen Frauen beurteilten die Vateranwesenheit als sehr wichtig. Für 98% der deutschen Frauen war der Partner die größte Hilfe während der Geburt, gefolgt von der Hebamme (93%). Bei den türkischen Frauen war es umgekehrt: 84% nannten die Hebamme, 78% den Partner. Fast 2/3 der türkischen Paare vermissen ausreichende Informationsmaterialien über Schwangerschaft/ Geburt
Schlussfolgerung: Die Geburtsbegleitung durch türkischstämmige Väter ist eine Beispiel für eine transkulturelle Anpassung in der Migration. Obwohl die türkischen Männer weniger auf dieses Ereignis vorbereitet sind, stellen sie offenbar eine wichtige Hilfe für ihre Partnerin während der Geburt dar.