Zentralbl Gynakol 2004; 126 - P3
DOI: 10.1055/s-2004-822071

Postpartale Depression: Ihre rechtzeitige Diagnose und Behandlung am Beispiel einer Kasuistik

R Bodden-Heidrich 1, V Küppers 2, T Spittler 1
  • 1Alexianer Krankenhaus Krefeld
  • 2Gyn. Praxis Düsseldorf

Postpartale Depressionen treten in 1 auf 10 Geburten auf. Eine Kasuistik wird abgebildet auf die Fragen nach frühzeitiger Diagnose, Schwangerschafts- und Wochenbettbetreuung sowie Behandlung von psychischen Störungen im Wochenbett.

Mit Darstellung der klinischen Symptomatik, Anamnese, Familienanamnese, sowie Psychodynamik soll an einer Einzelfallkasuistik die postpartale Depression und deren interdisziplinäre Diagnostik sowie Therapie diskutiert werden. Die Ergebnisse sollen auf eine mögliche Abstraktion für die allgemeine klinische Tätigkeit überprüft werden.

Eine 34 jährige Erstgravida, geprägt von negativen Schwangerschaftsverläufen bei Mutter und dramatischer Entbindung bei der Nichte, hat extreme Ängste vor der Entbindung und wird nach komplizierter Schwangerschaft durch Kaiserschnitt in der 40. SSW entbunden. Sie wird am 6. postop. Tag sehr früh entlassen und ist in der Folge physisch überfordert. Es entwickelt sich eine mittelgradige Depression. Die Beendigung der sehr erfolgreichen Tätigkeit in einer Unternehmungsberatung fällt der Patientin extrem schwer.

Nach intensiver psychosomatischer Begleitung der Schwangerschaft kommt es nach komplizierter Schwangerschaft, Sectioentbindung und extrem früher Entlassung zur Entwicklung einer postpartalen Depression. Die Familiendynamik von Problemen und Gefahren bei Schwangerschaft und Geburt anderer Vorbildfrauen prägen das Erleben und die Ängste der Patientin. Ihre Persönlichkeit ist über ihr Mutterbild geprägt, immer stark sein zu müssen. Die Neuorientierung in die Rolle als Mutter wird als narzisstische Kränkung empfunden und wie in einer früheren Lebensphase mit Depression beantwortet. Bei entsprechenden klinischen Verläufen ist eine psychosomatisch orientierte Diagnostik unbedingt erforderlich und kann nur so in eine rechtzeitige psychiatrische Mitbehandlung einfließen. Die frühe Entlassungspraxis sollte kritisch gesehen werden und eine intensivierte Nachbehandlung durch Hebammen und Frauenarzt einschließen.