Zentralbl Gynakol 2004; 126 - V16
DOI: 10.1055/s-2004-822060

Lebensbegleitung in Sterben

C Mergeay 1, B Karthaus 1, A Postawka 1, I Waegemann 1
  • 1Zentralkrankenhaus Bremen-Nord, Bremen

Fragestellung: Eine Gesellschaft wird daran gemessen, wie in ihr gestorben wird. Dies gilt auch für die kleine Welt des Krankenhauses. In vielen Frauenkliniken wurden Entbindungsräume neu gestaltet. Die Geburt als existentieller Übergang wird liebevoll begleitet. Ist es möglich, für den anderen existentiellen Übergang, das Sterben, in ähnlicher Weise gute Bedingungen im Krankenhaus zu schaffen?

Methode: Eine berufs-und klinikübergreifende Arbeitsgruppe hat unter der Leitung des Psychologischen Dienstes diese Herausforderung angenommen. In vier Kleingruppen wurden die Schwerpunktthemen (Definition, Wohlbefinden am Lebensende, Rituale, Rahmenbedingungen) erörtert und im monatlichen Plenum beraten.

Ergebnis: Nach einem Arbeitsjahr wurde ein Katalog von Maßnahmen vereinbart, der als verbindliche Leitlinie von der Krankenhausdirektion auf alle Stationen der sieben Fachkliniken weitergeleitet wurde. Die Leitlinie wurde von allen Abteilungen mit großer Akzeptanz aufgenommen. Zwei Jahre nach der Implementierung wurde eine Evaluation vorgenommen. In 2002 starben im Gesamtkrankenhaus 486 Menschen. 18 Patientinnen verstarben in der Frauenklinik, viele unserer Patientinnen konnten in ihrer letzten Lebensphase nach Hause entlassen werden, auch für sie war unsere Leitlinie wirksam. 213 Patientinnen verstarben im Intensivbereich, darunter auch Patienten, die von peripheren Stationen ohne sinnvolle Indikation in die Intensivabteilung verlegt wurden, sei es aus Personalmangel, aufgrund forensischer Bedenken, aus medizinischer Unsicherheit oder dem ärztlichen Unvermögen, den Sterbeprozess zu akzeptieren.

Schlussfolgerung: Die Auseinandersetzung mit dem Sterben als Bestandteil des Lebens, die seit Jahren einen festen Platz in der Ausbildung der Pflegenden hat, muss eine Entsprechung auch in der ärztlichen Ausbildung finden.