Zentralbl Gynakol 2004; 126 - V5
DOI: 10.1055/s-2004-822049

Einstellungen und Wissen von Kinderwunschpaaren zur Präimplantationsdiagnostik: erste Ergebnisse einer qualitativen-quantitativen Erhebung

A Borkenhagen 1, H Kentenich 2
  • 1Charité-Campus Virchow, Klinik für Frauenheilkunde, Berlin
  • 2DRK-Kliniken Berlin, Frauen- und Kinderklinik Westend, Berlin

Fragestellung: Kaum ein Thema der Reproduktionsmedizin ist in den letzten zwei Jahren so intensiv diskutiert worden, wie die Frage, ob man die sogenannte Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland zulassen sollte. Das positive Mehrheitsvotum des Nationalen Ethikrates der Bundesregierung vom 23.01.2003– die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland unter strengen Auflagen zu gestatten – wird noch dieses Jahr zur gesetzgeberischen Initiative eines neues Fortplanzungsmedizingesetzes führen. Es stellt sich die Frage, welche Einstellungen Kinderwunschpaare – als potentiell Betroffene – zur Präimplantationsdiagnostik und genetischen Screeningverfahren (Aneuploidie-Screening) haben. Fokus des Interesses der vorliegenden qualitativ-quantitativen Pilotstudie sind Einstellung und Wissen bezüglich PID, Aneuploidiescreenings und besonders der Zulassung von Screeningverfahren zur Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften.

Methode: Quantitative Untersuchung mittels mehrdimensionalen Fragebogenset und qualitativen Leitfaden-Interviews. Vorgestellt werden das Studiendesign der multizentrischen Studie und erste Ergebnisse der Pilotstudie.

Ergebnisse: Die qualitativen Interviews zeigen eine eindeutige Tendenz der Befürwortung prädikativer diagnostischer Verfahren, wobei PID und genetische Screeningverfahren als Stärkung der individuellen reproduktiven Entscheidungsmöglichkeit angesehen werden, wobei die Konflikthaftigkeit prädiktiver Diagnostik durchaus antizipiert wird. Aufgrund des noch geringen Stichprobenumfangs haben die Ergebnisse der quantitativen Erhebung vorrangig explorativen Charakter.

Schlussfolgerung: Die eingesetzten psychometrischen Verfahren stellen einen patientenorientierten und innovativen Ansatz zur Untersuchung von Einstellungen und Wissen zu prädiktiver Diagnostik in der Reproduktionsmedizin dar, die die tatsächlichen Argumentationsstrukturen und Meinungen der untersuchten Kinderwunschpaare abbilden.