Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V149
DOI: 10.1055/s-2004-820216

Neue intraokulare Implantate: Experimentelle Implantation von Retina-Implantat-Systemen mit einer IOL-Basis

H Gerding 1
  • 1Münster

Hintergrund: Retina-Implantate werden derzeit von 12 internationalen wissenschaftlichen Konsortien entwickelt. Die Mehrzahl vorliegender Konzepte sieht „2-Insel-Implantate“ mit einem vorderen IOL-Anteil (Signal & Energieempfänger) vor. Experimentelle Langzeiterfahrungen zur Vorderabschnittsproblematik dieser Implantate liegen weitgehend noch nicht vor. In einer Studie (Kaninchen) wurde die Anwendung solcher Implantate erprobt.

Methoden: Es wurden 2 Implantatformen verwendet: 1. Prototypen aus Standard-IOLs & Mikrokontaktfolien (n=6) sowie 2. definitive Retina-Implantate (n=2). Operative Schritte: 1. Phakoemulsifikation, Vitrektomie, hintere Kapsulotomie und ggf. Durchführung der Mikrokontaktfolien in den GK-Raum. 6x wurde ein kornealer, 2x ein „open-sky“-Zugang gewählt. Die Nachbeobachtung: 3–12 Monate (Median 6.5). Ergebnisse: Während der Implantation stellte sich bei 4/8 Augen eine ausgeprägte Fibrinexsudation ein. Postoperativ traten Hornhauttrübungen an 6/8 Augen auf. Eine retrokorneale Membran entwickelte sich in 3/8 Fällen, eine zyklitische Membran an 3/8 Augen. Dislokationen/Positionsverschiebungen der Implantate wurde bei 5/8 Augen beobachtet. Einmal trat eine Implantatkorrosion ein. Nur an 2 Augen zeigte sich ein relativ günstiger Gesamtverlauf (Standard-IOL-Prototypen).

Schlussfolgerungen: Die Implantation komplexer „2-Insel-Implantate“ ist als kritischer Eingriff zu bewerten. Erste humanmedizinische Erprobungen setzen weitere erfolgreiche tierexperimentelle Erprobungen z.B. auf der Primatenebene voraus.