Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - R28
DOI: 10.1055/s-2004-820096

Erfahrungen und aktueller Stand der ICL

C Skorpik 1
  • 1Wien

Fragestellung: Hornhautchirurgische Operationstechniken zur Korrektur von Fehlsichtigkeit sind bei höherer Ametropie nicht mehr anwendbar. Daher erprobt man seit Jahren intraokulare Eingriffe wie „Clear Lens Extraction“ oder die Implantation additiver Kunstlinsen in die Vorder- oder Hinterkammer.

Methodik: Seit 1993 werden an der Univ.-Augenklinik in Wien additive Hinterkammerlinsen der Firma STAAR verwendet. Die Linsen werden als ICL (Implantierbare, bzw. Intraokulare Kontaktlinse) bezeichnet. Bisher wurden an mehr als 100 Augen Implantationen durchgeführt. Das Linsendesign wurde mit den Jahren optimiert. Das derzeit verwendete Modell V4 zeichnet sich gegenüber dem Vorgängermodell durch eine verstärkte Wölbung aus, wodurch der Abstand zwischen ICL und kristalliner Linse vergrößert wird.

Ergebnisse: Die anfangs verwendeten Linsenmodelle zeigten Dezentrierungen und ungenaue Refraktionsergebnisse. Zu Kataraktentstehung kam es kaum. Spätere Modelle, wie V2 und V3, waren größer, wodurch das Dezentrierungsproblem behoben wurde. Bedingt durch das vergleichsweise flache Design mit geringem „Vaulting“ (V3) kam es jedoch zu einer hohen Inzidenz an Linsentrübungen (in unserer Serie im Langzeitverlauf bei 43%). Auch Untersuchungen anderer Autoren zeigten ein inakzeptabel hohes Risiko für Linsentrübungen. Durch das neue verbesserte Modell V4 konnte die Kataraktinzidenz deutlich verringert werden. Wenn man zur Kataraktentstehung prädisponierende Faktoren wie höheres Patientenalter sowie mögliches Linsentrauma bei erschwertem Operationsverlauf ausschließt, bleiben 3,8% Linsentrübungen ohne erkennbare Ursache. FDA-Study: 2,9% (V4) Linsentrübungen gegenüber 12,6% (V3).

Schlussfolgerungen: Die bisherigen Ergebnisse mit dem V4 Modell sind ermutigend. Der Sulcus ziliaris sollte jedoch exakt vermessen werden, um den Linsendurchmesser besser kalkulieren zu können. Das sollte in naher Zukunft problemlos möglich sein. Bisher zeigten sich keine besorgniserregenden Auswirkungen der Implantate auf Augendruck oder Pigmentausschwemmung sowie keine chronischen Inflammationszustände. Trotzdem bleiben Langzeitergebnisse auch bezüglich des Kataraktrisikos abzuwarten.