Erhebliche Unterschiede in Durchführung und Interpretation der Iontophorese unter deutschen Mukoviszidose-Ambulanzen

Einleitung: Die Iontophorese ist die wichtigste Laboruntersuchung zur Diagnosesicherung der Mukoviszidose. Mithilfe einer Umfrage soll der Stand der Iontophorese unter deutschen Mukoviszidose-Ambulanzen aufgezeigt und mit internationalen Leitlinien verglichen werden.

Methodik: Im Frühjahr 2003 wurde einfragebogen an deutsche Mukoviszidose- Ambulanzen versandt, die an der Qualitätssicherung Mukoviszidose teilnahmen. Die Ergebnisse wurden mit den Leitlinien des „National Commitee for Clinical Laboratory Standards“ (NCCLS) zum Schweißtest verglichen.

Ergebnisse: Die Umfrage wurde von 113 der 123 angeschriebenen Ambulanzen beantwortet, was einem Rücklauf von 91,9% entspricht. Pro Jahr wurden 21766 Schweißtests in 88 Zentren durchgeführt. Dies entspricht jährlich zwischen 30 und 1100 (Median 200) Untersuchungen pro Zentrum. Alle Ambulanzen stimulierten die Schweißproduktion mittels Pilocarpine-Iontophorese. Die maximale Sammelzeit lag zwischen 6–90 (Median 45)min und damit über den empfohlenen 30min. Die minimal akzeptierte Schweißmenge variierte zwischen 3–200mg (Median 20mg) bzw. 100 und 7500mg/m2/min (Median 1000) und wich erheblich von den empfohlenen 1000mg/m2/min ab. DIe Osmolarität wurde in 3,4%, die Leitfähigkeit in 53,4% und Natrium in 23,9% der Zentren analysiert. Eine Chloridbestimmung, die nach den NCCLS-Leitlinien als einzige diagnostische Methode anerkannt ist, wurde nur von 58% der Zentren durchgeführt. Die zugrundeliegenden Referenzwerte variieren erheblich, speziell für die Leitfähigkeit. Der empfohlene Chloridbereich für Mukoviszidose-Patienten von über 60 mmol/l wurde in 78,4% aller Zentren angewandt, die eine Chloridbestimmung durchführen.

Schlussfolgerung: Es gibt erhebliche Unterschiede in fast allen Aspekten der Durchführung und Interpretation der Iontophorese zwischen den deutschen Mukoviszidose-Ambulanzen und im Vergleich zu den NCCLS-Leitlinien. Nationale Empfehlungen und Qualitätsprogramme sollten diskutiert werden, um Durchführung und Interpretation zu verbessern und das Risiko falsch-positiver und falsch-negativer Diagnosen zu verringern.