Pneumologie 2004; 58 - P123
DOI: 10.1055/s-2004-819701

Meningokokken – in der Lunge so pathogen wie im Liquor?

E Kramme 1, J Rupp 2, B Schaaf 1, K Dalhoff 1
  • 1Med. Klinik III, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Lübeck
  • 2Institut für Mikrobiologie und Hygiene

Systemische Meningokokkeninfektionen können dramatische Verläufe annehmen. N. meningitidis als Pneumonieerreger ist wenig untersucht.

In dieser Studie sollte erfasst werden, wann sich Meningokokken in BAL und Sputum nachweisen lassen und zu welchen Krankheitsverläufen es kommt.

Retrospektiv wurden Patienten mit Meningokokken in Sputum oder BAL zwischen 2000 und 2003 und respiratorischen Symptomen untersucht.

Insgesamt fanden sich bei 7 Patienten Meningokokken (3 x BAL, 4 x Sputum, mittleres Alter 58,9 Jahre, 4 Männer). 5 wurden stationär aufgenommen, ein Patient stellte sich ambulant vor, bei einem lag eine nosokomiale Pneumonie vor. Einmal wurde ausser Meningokokken M.avium nachgewiesen, einmal Streptokokken der Gruppe C. Blutkulturen und Liquor waren negativ. 5 Patienten waren pulmonal vorerkrankt, eine Patientin war immundefizient bei HIV- Infektion, ein Patient bei chronischem Alkoholabusus. Es fanden sich mässig erhöhte Entzündungszeichen. Radiologisch waren bei 4 Patienten zusätzlich zu den vorbestehenden Lungenbefunden Infiltrate nachweisbar. Alle Patienten konnten in klinisch gebessertem Zustand entlassen werden.

Das Prädilektionsalter für respiratorische Meningokokkeninfekte unterscheidet sich deutlich von dem für systemische Meningokokkeninfektionen. Pulmonale Vorerkrankungen scheinen Meningokokkenpneumonien zu begünstigen. Selten scheint es zu septischen Verläufen und sekundären Meningitiden zu kommen, was pathophysiologisch bisher nicht erklärt ist.