Exp Clin Endocrinol Diabetes 2004; 112 - P182
DOI: 10.1055/s-2004-819301

CYP21 Genanalyse bei einer Patientin mit Hyperandrogenämie: eine neue Mutation im Steroid-21-Hydroxylasegen mit Verlust der Pseudogene

J Bojunga 1, B Stamm 1, S Zeuzem 1
  • 1Innere Medizin II (Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie), Universitätskliniken des Saarlandes, Homburg/Saar

Mutationen im Steroid-21-Hydroxylase-Gen (CYP 21) gehören zu den häufigsten autosomal-rezessiven Erkrankungen. Phänotypisch reicht das Spektrum von schweren Formen des adrenogenitalen Syndroms mit Salzverlust bis hin zu nicht-klassischen Formen mit lediglich leichter Hyperandrogenämie.

Wir berichten über eine 17 jährige Patientin, die sich zur weiteren Diagnostik einer Akne vulgaris vorstellte. Laborchemisch waren bei basal normwertigem 17-OH-Progesteron die Plasmakonzentrationen sowohl von Testosteron als auch DHEAS erhöht. Im Dexamethason-Kurztest zeigte sich bei unauffälliger Cortisolsuppression auf 0.6mg/dl eine Suppression der Androgensynthese um 45% und bestätigte damit den Verdacht der adrenalen Herkunft der Hyperandrogenämie. Der LH/FSH-Quotient betrug 0.8, die vaginale Sonographie ergab kein Nachweis polyzystischer Ovarien. Sonographisch stellten sich auch die Nebennieren unauffällig dar. Der ACTH-Kurztest zeigte einen pathologischen Anstieg des 17-OH-Progesterons von basal 1.7 ng/ml auf 6.6 ng/ml. Aufgrund der Befunde wurde unter dem Verdacht eines nicht-klassischen CYP21-Mangels eine Analyse des Steroid-21-Hydroxylase-Gens durchgeführt. Hier zeigte sich in Exon 8, Codon 317, eine heterozygote, bisher nicht beschriebene Mutation CTG>GTG, bei der es zu einem Austausch von Leucin gegen Valin kommt. Das quantitative Verhältnis von aktiven CYP21-Gen zu Pseudogen zeigte, dass ein kompletter Verlust der Pseudogene vorlag. Therapeutisch wurde bei gering ausgeprägter Akne, klinisch unauffälliger Patientin und gewünschtem Konzeptionsschutz eine Ovulationshemmer mit antiandrogen wirksamem Gestagen sowie vor Eintritt einer Schwangerschaft eine molekulargenetische Diagnostik des Partners empfohlen. Zusammenfassend unterstreicht der Fall aufgrund der Häufigkeit von CYP-21 Mutationen und der therapeutisch wichtigen Risikoeinschätzung für einen Homozygoten- bzw. Compoundheterozygotenstatus und damit dem Risiko einer pränatalen Virilisierung/AGS bei Nachkommen die Bedeutung der diagnostischen Abklärung einer Hyperandrogenämie bei Frauen.