Pneumologie 2004; 58(4): 284-285
DOI: 10.1055/s-2004-818444
Workshop
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Coxielleninfektionen beim Tier und ihr zoonotisches Potenzial

K.  Henning1
  • 1Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV), Standort Wusterhausen, Nationales Referenzlabor für Q-Fieber
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Publication History

Publication Date:
20 July 2005 (online)

Charakteristika des Erregers und Verbreitung beim Tier

Der Erreger des Q-Fiebers, Coxiella burnetii, ist ein sehr kleines, gramnegatives, obligat intrazelluläres Bakterium. Der Erreger hat ein breites Wirtsspektrum, das vor allem Zecken, Vögel und Säuger umfasst. Seine Bedeutung hat Coxiella burnetii insbesondere als Aborterreger bei Wiederkäuern. Außer bei den domestizierten Wiederkäuern Rind, Schaf und Ziege kommen Coxiellen-Infektionen auch bei Zootieren und beim Gatterwild vor. Besonders reichlich ist der Erreger im Fruchtwasser, in den Nachgeburten und den Lochien enthalten, aber auch Kot, Urin und Milch können Coxiellen enthalten. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt aerogen über eine Tröpfcheninfektion oder durch Aufnahme von infiziertem Staub. Ferner werden Coxiellen auch durch Zecken übertragen. Im Süden Deutschlands spielt hierbei insbesondere die Schafzecke Dermacentor marginatus eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des so genannten Wildtierzyklus. Neben der kutanen Übertragung der Coxiellen durch den Saugakt kann der Erreger auch durch Inhalation erregerhaltigen Zeckenkotes übertragen werden.

Risikofaktoren

Besonders gefährdet Q-Fieber-Erkrankungen zu entwickeln, sind einerseits Personen, die beruflich starken Kontakt mit Tieren haben wie Landwirte, Tierärzte, Schafhirten und -scherer sowie Schlachthofpersonal und andererseits Personen, die sich im Bereich von größeren Tierherden, insbesondere in der Ablammperiode, aufhalten. So wurden mehrfach Erkrankungen beim Menschen entlang der Triebwege von Wanderschafen beobachtet. In der Nähe von Stuttgart kam es 1997 zu einer größeren Coxiellose-Epidemie im Zusammenhang mit einem Damwild-Bestand in Gatterhaltung. Bei den 71 Tieren traten Probleme mit gehäuften Aborten sowie erhöhter Jungtiersterblichkeit auf. Insgesamt kam es zu einem Verlust von 34 Jungtieren. Im Zusammenhang mit dieser Epidemie erkrankten 13 Personen, die mit diesen Tieren direkt oder indirekt Kontakt hatten [1]. In Freiburg/Breisgau traten in der Zeit von Mai bis Oktober 1998 im Gebiet eines Flughafengeländes, das für die Schafbeweidung genutzt wurde, insgesamt 101 Fälle auf. Im Rahmen eines großen Ausbruches in Großbritannien mit 147 Erkrankten war infolge starken Windes ein Gebiet von 18,3 × 6,7 km betroffen [2]. Im Landkreis Soest, Nordrhein-Westfalen, kam es Ende Mai/Anfang Juni 2003 zur bisher größten Q-Fieber-Epidemie in Deutschland mit 277 Erkrankten, diese hatten im Rahmen eines Bauernmarktes eine Ausstellung mit lammenden Schafen besucht [3].

Diagnostik

Der Nachweis einer Coxiella burnetii-Infektion kann serologisch (KBR, ELISA) oder in Form des Erregernachweises geführt werden [4]. Für den Erreger-Nachweis stehen verschiedene Methoden (Stamp-Färbung, PCR, Zellkulturversuch) zu Verfügung [5]. Die Anzüchtung von Coxiella burnetii kann aufgrund einer möglichen Gefährdung von Personal und Umwelt, die von diesem Erreger ausgeht, nur in speziell dafür eingerichteten Laboratorien (L 3-Laboratorien) durchgeführt werden.

Schlussfolgerungen

In den letzten Jahren kam es aufgrund von Infektionen mit Coxiella burnetii vermehrt zu Erkrankungen bei Personen, wobei die Infektionen besonders häufig von Schafen ausgingen [6] [7]. Beim Auftreten der entsprechenden Symptomatik sollte insbesondere beim gefährdeten Personenkreis, d. h. bei Menschen, die Kontakt mit Wiederkäuern hatten, an Q-Fieber gedacht werden.

Literatur

  • 1 RKI . Q-Fieber-Ausbruch durch eine infizierte Damwildherde.  Epid Bull. 1997;  36 249-250
  • 2 Hawker J, Ayres J G, Blair I. et al . A large outbreak of Q fever in the WestMidlands: windborne spread into a metropolitan area?.  Comm Dis Public Health. 1998;  1 180-187
  • 3 RKI . Q-Fieber-Ausbruch im LK Soest bestätigt.  Epid Bull. 2003;  24 190
  • 4 Henning K, Sting R. Serologische und bakteriologische Diagnostik der Chlamydien- und Coxielleninfektionen bei Schaf und Ziege.  Tierärztl Umschau. 2001;  56 476-480
  • 5 Henning K, Sting R. Aussagefähigkeit von Stamp-Färbung, Antigen-ELISA, PCR und Zellkultur zum Nachweis von Coxiella burnetii.  Berl Münch Tierärztl Wschr. 2002;  115 381-384
  • 6 Hellenbrand W, Breuer T, Petersen L. Changing Epidemiology of Q Fever in Germany, 1947 - 1999.  Emerg Infect Dis. 2001;  7 789-796
  • 7 Maurin M, Raoult D. Q Fever.  Clin Microbiol Rev. 1999;  12 518-553

Dr. Klaus Henning

Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV)

Seestraße 55

16868 Wusterhausen/Dosse

Email: klaus.henning@wus.bfav.de

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