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DOI: 10.1055/s-2004-817987
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Rationelle Therapie genitaler Infektionen
Publication History
Publication Date:
02 June 2003 (online)
Vulvitis
Die Vulvaregion ist überwiegend von verhornendem Plattenepithel bedeckt, das sich vor allem während der Pubertät, in der Schwangerschaft, in der postmenopausalen Phase, aber auch nach dem Geschlechtsverkehr in erheblichem Maße verändert. Darüber hinaus wird die Situation durch die Nähe von Vagina, Urethra und Anus beeinflusst und modifiziert. Eine weitere Variabilität ist durch Haare, Haarfollikel, die verschiedenen Arten von Drüsen im Bereich von Vulva und Damm sowie die haarlose, weitgehend mit Talgdrüsen durchsetzte Haut der kleinen Labien gegeben.
Die in den Vulvabereich abgegebenen Sekrete enthalten bei der gesunden Frau ein breites Spektrum von antimikrobiellen Antikörpern
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                   Infektionen der Vulva werden durch die Adhärenz von Mikroorganismen an der Haut sowie durch das Spektrum von antimikrobiellen Antikörpern maßgeblich beeinflusst.  | 
            
In der überwiegenden Mehrheit ist die Vulvitis Teil einer ausgedehnteren Entzündung des Genitale, so dass eine isolierte Betrachtung nicht sinnvoll ist. Ebenso ist eine klare Abgrenzung zwischen primärer und sekundärer Vulvitis häufig nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Bei bakterieller Infektion steht die Antibiose im Vordergrund, bei Abszedierung die chirurgische Entleerung
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                   Antibiose und chirurgische Entleerung stehen bei bakterieller Infektion bzw. Abszedierung im Vordergrund.  | 
            
Bakterien
Für die bakteriell bedingte Vulvitis
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                      Bakterielle Vulvitiden: systemisch - Amoxicillin oder Makrolid, lokal - Polyvidon-Jod-Salbe und/oder estriolhaltige Salbe, wenn möglich Erregernachweis bzw. Antibiogramm.  | 
               
Bei Erythrasma, hervorgerufen durch das Corynebacterium minutissimum, erfolgt die
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                      Erythrasma (Corynebacterium minutissimum): lokal - Imidazolderivate.  | 
               
Für Haemophilus ducreyi, den Erreger des Chancroid, sind umfangreiche plasmidvermittelte Resistenzen gegen Antibiotika bekannt. Das Bakterium scheint aber weitgehend auf Makrolide, Ceftriaxon und einige Chinolone anzusprechen, so dass
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                      Chancroid (Haemophilus ducreyi): Makrolide, Ceftriaxon und einige Chinolone sind wirksam.  | 
               
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Antibiotikaresistenter Stamm?
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Fehldiagnose?
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Koinfektion mit anderer STD?
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HIV ausgeschlossen?
 
Sexualpartner mit Kontakt in den der Erkrankung vorausgehenden 10 Tagen sollten unabhängig von Beschwerden abgeklärt und entsprechend der Therapieempfehlung behandelt werden.
Die Therapie der Wahl bei Granuloma inguinale
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                      Granuloma inguinale (Calymmatobacterium granulomatis): Tetracyclin oder Doxycyclin, bei Persistenz chirurgische Revision.  | 
               
In der Therapie der Syphilis
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                      Syphilis (Treponema pallidum): Penicillin ist weiterhin der Goldstandard, bei Allergie Doxycyclin.  | 
               
Auf Aktinomykose, Tuberkulose, Gonorrhoe und Chlamydieninfektion wird im Zusammenhang mit Zervizitis/Endometritis/Salpingitis eingegangen.
Pilze
Bei der Behandlung der vulvären, ebenso wie der vaginalen Kandidose
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                      Vaginale Kandidose (Candida albicans): Mit Triazolen systemisch oder Imidazolen lokal sind nahezu gleich gute Ergebnisse zu erzielen.  | 
               
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                      Maßnahmen zur Verminderung des Pruritus und eine Umstellung der Hygiene (Vermeidung von Wasser) sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie der Kandidose.  | 
               
Die Behandlung einer vulvären/vaginalen Kandidose wird dann nicht befriedigend und erfolgreich sein, wenn es nicht gelingt, den die Patientin belasteten Pruritus zu reduzieren. Zahlreiche Frauen verbinden die Infektion, sich selbst Schuld zuweisend, mit Unsauberkeit, so dass vermehrte Waschungen oder Sitzbäder resultieren. Dies ist grundverkehrt! Vielmehr sollte die Hygiene auf Babyöltücher u. ä. umgestellt und Wasser weitgehend vermieden werden.
Einer eventuell gegebenen individuellen Disposition kann durch Immunisierung
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                      Eine Immunisierung kann bei einer individuellen Disposition hilfreich sein.  | 
               
Das Kriterium der erfolgreichen Therapie
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                      Auch bei positiver Kultur ist die Beschwerdefreiheit Kriterium für eine erfolgreiche Therapie.  | 
               
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                      Ein lavarierter Herpes genitalis oder eine Papillomavirus-Infektion können die Ursache für Therapieversager sein.  | 
               
Typisch ist die Situation, dass die alleinige Lokalbehandlung nicht zum gewünschten Erfolg führt bzw. immer wieder Candida spp. kulturell nachgewiesen werden. Damit ist zweifelsfrei die Indikation für die systemische Behandlung
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                      Beim Versagen einer Lokalbehandlung sollte mit Triazolen systemisch therapiert werden. (Cave: nur schwach wirksam bei Candida glabrata und Candida krusei).  | 
               
Der gesicherten chronisch-rezidivierenden Kandidose kann nach konsequenter Initialtherapie mittels
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                      Bei chronisch rezidivierender Kandidose ist eine Erhaltungstherapie indiziert.  | 
               
Viren
Herpes genitalis
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                      Die Herpes-genitalis-Therapie sollte unbedingt mögliche psychosoziale und psychosexuelle Folgen mit einbeziehen.  | 
               
Unter den auf dem deutschen Markt verfügbaren Pharmaka steht Aciclovir hinsichtlich
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                      Aciclovir (800 mg/p.o bzw. 3 × 5 mg/kg) ist Therapie der Wahl bei Herpes genitalis.  | 
               
Die Patientin muss initial darüber aufgeklärt werden, dass Herpes genitalis eine sexuell übertragbare Erkrankung mit hohem Rezidivierungsrisiko
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                      Das hohe Rezidivierungsrisiko und die Infektiosität von Herpes genitalis auch bei Beschwerdefreiheit erfordern besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr.  | 
               
Unter bestimmten Voraussetzungen (Tab. [1]) ist die Indikation zur Suppression
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                      Unter bestimmten Umständen kann durch eine Suppression die Erkrankungshäufigkeit gesenkt werden. Partnerabklärung nur bei bestehender Symptomatik.  | 
               
Besonderer Wert muss auf die Beratung hinsichtlich der potenziellen Risiken im Falle einer Gravidität
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                      Bei primärem Herpes oder im Schub bei sekundärem Herpes besteht Sektioindikation. Bei rechtzeitiger Therapie (38. SSW) mit Aciclovir p.o. stellt Herpes genitalis keine Indikation zur Sektio dar.  | 
               
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                      Bei möglicherweise exponierten Neugeborenen erfolgt eine präventive Therapie bis zum Vorliegen der Abstrichresultate.  | 
               
Die neueren Virostatika
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                      Valaciclovir und Phamciclovir sind Derivate des Foscarnet, einer Alternative zu Aciclovir.  | 
               
Die Therapie von Condylomata acuminata
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                      Condylomata acuminata (Papillomaviren): Laserablation, Ausschalten disponierender Faktoren, Podophyllotoxin.  | 
               
Die Immunmodulation
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                      Die Immunmodulation mit Interferonen bzw. Imiquimod ist ein neues Therapieprinzip.  | 
               
Laserablation und immunmodulierende Therapie stellen derzeit die bevorzugten Therapieoptionen dar, wobei die Kombination beider Modalitäten in den wenigen vorliegenden Untersuchungen in deutlich über 60 % der Fälle Kondylomfreiheit auch 3 Monate nach Therapieende erzielte.
Hinsichtlich des Managements bei High-risk-HPV-Typen
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                      Eine Therapie bei High-risk-HPV-Typen ist noch nicht etabliert.  | 
               
Parasiten
Die Phthiriasis pubis
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                      Phthiriasis pubis (Phthirus pubis): lokal - Hexachlorcyclohexan oder Pyrethrine.  | 
               
Bei Scabies
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                      Scabies (Sarcoptes scabiei): lokal - Hexachlorcyclohexan, Pyrethrine oder Benzylbenzoat.  | 
               
    
      
    