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DOI: 10.1055/s-2004-816212
Hepatotoxizität von Phenprocoumon (Marcumar)
Einleitung: Phenprocoumon (Marcumar) ist das in Europa am häufigsten verwendete orale Antikoagulans. Es wird in der Leber abgebaut. Leberschäden als medikamentennebenwirkung sind häufig. Für Marcumar sind sie allerdings nur einzeln beschrieben. Über Morphologie und die Pathogenese ist wenig bekannt. Methodik: Wir analysierten 29 in unseren Archiven registrierte Fälle von toxischen Leberschäden und dokumentierter Marcumar-Einnahme. Eine morphologische Aufarbeitung und Korrelation mit den durch einen Fragebogen erhobenen klinischen Daten wurden durchgeführt. Eine Genotypisierung für die Cytochrom-Allele CYP2C9*2–*5 wurde durch Sequenzierung von Allel 3 und 7 in 7 Fällen am Gewebe durchgeführt. Ergebnisse: Von den 29 Fällen waren 20 Fälle aufgrund der klinischen Umstände und der Morphologie sichere toxische Leberschäden durch dieses Medikament. In 2 Fällen wurde dieses auch durch eine Reexposition bewiesen. Eine Symptomatik trat nach durchschnittlich 6 Monaten mit erhöhten Transaminasen (5 Fälle) und einer akuten Hepatitis mit Cholestase (9 Fälle) auf. Histologisch fanden sich Zone 3-Nekrosen mit Abräumreaktion. In einem Fall kam es zum akuten transplantationspflichtigen Leberversagen. Die übrigen 19 Fälle zeigten eine vollständige Remission nach Ansetzen des Medikamentes. In 6 Fällen wurde bei der Genotypisierung ein Wildtyp im CYP2C9*1*1 nachgewiesen, ein Patient war heterozygoter Träger einer *3 Variante. Schlussfolgerungen: Phenprocoumon kann zu medikamentös-toxischen Leberschäden vom hepatitischen Typ nach mehrmonatiger Einnahme führen, wobei die Inzidenz dieser Schäden gering ist. Histologisch führendes Bild sind Zone 3 Nekrosen. Nach Absetzen des Medikamentes gehen die Veränderungen in den meisten Fällen zurück, sehr selten kann es zu akutem Leberversagen kommen. CYP2C9 ist für die lebertoxische Nebenwirkung von Marcumar nicht relevant, da kein Unterschied zur Normalpopulation vorliegt.