Handchir Mikrochir Plast Chir 2004; 36(2/03): 73-74
DOI: 10.1055/s-2004-815865
Vorwort

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorwort

ForewordN. Benatar1
  • 1Klinik für Handchirurgie und angeborene Handfehlbildungen (Chefarzt: Dr. N. Benatar), Krankenhaus Marienstift, Braunschweig, Germany
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Publication History

Eingang des Manuskriptes: 2. Februar 2004

Angenommen: 2. Februar 2004

Publication Date:
26 May 2004 (online)

Sie halten mit dieser Ausgabe von „Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie“ ein ganz besonderes Heft in Ihren Händen. Es ist das erste Themenheft, das ausschließlich den angeborenen Handfehlbildungen gewidmet ist. Darüber hinaus ist es das erste Heft unserer Zeitschrift, das nahezu ausschließlich aus englischsprachigen Beiträgen besteht. Auch wenn dieser letzte Aspekt ein Stirnrunzeln hervorrufen könnte, hoffe ich, dass die sorgfältige Auswahl von ausgewiesenen Autoren aus aller Welt und die Qualität ihrer Beiträge die potenzielle Skepsis seitens unserer deutschsprachigen Leser kompensieren dürfte.

Dieses Themenheft soll nicht ein Lehrbuch über angeborene Handfehlbildungen sein. Es enthält jedoch eine Fülle von wertvollen Beiträgen, die von den sehr wichtigen und anspruchsvollen Grundlagen der Genetik und Embryologie der Hand und oberen Extremität bis zu sehr persönlichen Erfahrungsberichten und Beobachtungen reichen, wie man sie nur in der faszinierenden Welt der angeborenen Handfehlbildungen vorfindet.

Tatsächlich ist diese Welt der angeborenen Handfehlbildungen eine ganz besondere, und es ist mehr als nur ein Privileg, sich mit diesen liebenswerten Kindern, ihren individuell einmaligen Händen und ihren hingebungsvollen Eltern zu beschäftigen. Wir werden mit einer Flut von Grundsatzfragen konfrontiert, die keiner so einfach beantworten kann. Wann ist eine Hand „normal“ und wann ist sie nicht mehr „normal“? Welcher Art der „Normalität“ sollten wir in unserem Superspezialgebiet der rekonstruktiven Chirurgie eigentlich anstreben? Mehr die Annäherung an die funktionelle „Normalität“? Oder mehr die Annäherung an die ästhetische „Normalität“?

Da es nicht immer möglich ist, Operationsergebnisse zu erhalten, die sowohl unsere funktionellen als auch unsere ästhetischen Ansprüche befriedigen, müssen wir im Umgang mit angeborenen Handfehlbildungen oftmals sehr schwierige, auf den Einzelfall abgestellte Entscheidungen treffen. Solche Entscheidungen können weniger von der individuellen Handfehlbildung als von der geographischen und kulturellen Umgebung des Kindes abhängen. Sie können aber die eigenwilligen Besonderheiten einer speziellen Handfehlbildung widerspiegeln. So kann es beispielsweise bei einer echten Spalthand fast unmöglich sein, die Ästhetik der Hand zu verbessern, ohne die seltsam anmutende, aber wundersame Funktion einer solchen Hand zu beeinträchtigen. Demgegenüber ist es bei einem angeborenen transversalen Defekt der Hand schwierig, die Funktion der Hand durch die freie Zehentransplantation zu verbessern, ohne gleichzeitig die resultierende Ästhetik der Hand infrage zu stellen.

Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es keine glasklaren richtigen oder falschen Entscheidungen gibt, wie eine individuelle Handfehlbildung behandelt werden sollte. Vielmehr scheint es ein Spektrum von Entscheidungsmöglichkeiten zu geben - vergleichbar mit dem Spektrum einer teratologischen Reihe - von besseren und schlechteren Optionen für das jeweilige Kind. Dieses Spektrum zu erkennen und zu verstehen und sich darin zurechtzufinden, ist die eigentliche Herausforderung.

Als Gastherausgeber dieses Themenheftes über angeborene Handfehlbildungen kann ich für den hohen Informationsgehalt jeder Seite dieser Ausgabe bürgen. Während der vergangenen zwölf Monate hatte ich die Gelegenheit und das besondere Vergnügen, mit allen Autoren dieses Themenheftes eng zusammen arbeiten zu dürfen. Wir alle sind davon besessen, Handfehlbildungen besser verstehen und die Qualität der Behandlung von Kindern mit angeborenen Handfehlbildungen verbessern zu wollen.

Ich danke jedem Autor für seine Bereitschaft, sein Wissen und seinen persönlichen Erfahrungsschatz und die eine oder andere „Perle“ mit uns zu teilen. Ich danke den Herausgebern unserer Zeitschrift „Handchirurgie, Mikrochirurgie, Plastische Chirurgie“ für ihr Vertrauen und ich danke dem Thieme Verlag für die exzellente Betreuung.

Willkommen bei den Juwelen der Handchirurgie!

Chefarzt Dr. med. Niels Benatar

Klinik für Handchirurgie und angeborene Handfehlbildungen · Krankenhaus Marienstift

Helmstedter Straße 35

38102 Braunschweig

Germany

Email: NielsBenatar@aol.com