Z Gastroenterol 2004; 42(8): 705-706
DOI: 10.1055/s-2004-813442
Leitlinie

© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Definition und Diagnostik der akuten und chronischen Hepatitis C

Definition and Diagnosis of Acute and Chronic Hepatitis CH. P. Dienes1
  • 1Institut für Pathologie, Klinikum der Universität zu Köln
Weitere Informationen

Publikationsverlauf





Publikationsdatum:
16. August 2004 (online)

Definition der Hepatitis C

Akute Hepatitis C

Akute nekroinflammatorische Leberentzündung, hervorgerufen durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) mit entsprechenden Symptomen und Nachweis veränderter biochemischer Werte und Virus-RNA im Serum.

Chronische Hepatitis C

Chronische nekroinflammatorische Leberentzündung mit Virusnachweis länger als 6 Monate.

Konsens

Die serologische Diagnose lässt sich bei immunkompetenten Personen durch den Nachweis von Hepatitis-C-Virus (HCV)-Antikörpern (Anti-HCV) mit einem Enzymimmunoassay EIA3 stellen und sollte durch einen qualitativen HCV-RNA-Assay abgesichert werden. Bei Verdacht auf akute Hepatitis und negativem Anti-HCV sollte HCV-RNA bestimmt werden (B).

Erläuterung

Der serologische Assay EIA3 ist hochspezifisch und sensitiv (98 - 99 %) [1]. Ein einmaliger negativer EIA3 reicht allerdings nicht aus, um eine Hepatitis C auszuschließen. Bei immuninkompetenten Patienten (Dialysepatienten, HIV-infizierte Personen sowie bei Tumorpatienten mit Therapie) [2] ist bei negativem Ausfall eine Absicherung der Diagnose durch den qualitativen HCV-RNA-Nachweis notwendig.

Der Immunoblot sollte bestimmten Fragestellungen vorbehalten bleiben [3].

Der serologische Nachweis von Virusproteinen wie HCV-Core ist unempfindlicher als der HCV-RNA-Assay und diagnostisch nicht zu empfehlen [4].

Konsens

Erst wenn eine Therapie einer chronischen Hepatitis C geplant ist, sollten eine HCV-Genotypisierung und HCV-RNA-Quantifizierung vorgenommen werden (A).

Erläuterung

HCV-Genotypisierung und HCV-Quantifizierung dienen nicht der Diagnose, sondern der Festlegung der Therapiedauer und korrelieren mit der Ansprechrate.

Die Genotypisierung ist am sinnvollsten durch kommerzielle Tests zu erreichen.

Für die Quantifizierung stehen derzeit zwei kommerzielle Testsysteme zur Verfügung: die quantitative HCV-RNA-Bestimmung mittels PCR und die bDNA-Methode [5] [6]. Die PCR besitzt eine höhere Sensitivität, während das bDNA-Verfahren einen breiten, dynamischen Messbereich besitzt [7]. Beide Methoden sind gleich gut zur prognostischen Einschätzung vor Therapiebeginn geeignet. Die einmal gewählte Methode sollte bei Kontrollen beibehalten werden.

Konsens

Die Bestimmung von Leberenzymaktivitäten im Serum gehört zur Diagnostik der HCV-Infektion als Lebererkrankung und ist sinnvoll bei der Überwachung des Krankheitsverlaufs (B).

Erläuterung

Zur Diagnostik der HCV-Infektion reicht im Regelfall die Bestimmung der GPT und gamma-GT aus.

Die Transaminasen reflektieren nicht den aktuellen Stand der Leberschädigung. Normale Transaminasenaktivitäten im Serum schließen zwar eine fortgeschrittene Fibrose/Zirrhose nicht aus [8], langjährige normale Transaminasenaktivitäten sprechen allerdings für einen milden Verlauf [9]. Komorbiditäten erfordern weitere Tests zu ihrem Ausschluss (Koinfektionen, metabolische, hereditäre und toxische Störungen).

Bei Verdacht auf eine fortgeschrittene Lebererkrankung sollten weitere Tests (z. B. Albumin, CHE, Thromboplastinzeit) angeschlossen werden. Der Wert serologischer Fibrosemarker ist derzeit noch nicht belegt [10].

Konsens

Die Leberbiopsie ist eine wichtige Maßnahme zur Diagnose und Verlaufsbeurteilung einer chronischen HCV-Infektion. Die Indikation wird im klinischen Kontext gestellt. Die bioptische Diagnostik dient der Klärung zur Feststellung einer Hepatitis und deren Chronizität (Differenzialdiagnose akute Hepatitis vs. Schub einer chronischen Hepatitis), Bestimmung der entzündlichen Aktivität (Grading) und des Fibroseausmaßes (Staging). Sie dient zur Absicherung der Diagnose und Klärung einer möglichen Komorbidität und zum Nachweis von (Prä-)Neoplasien im Spätstadium der chronischen Hepatitis (B).

Erläuterung

Die Leberbiopsie ist in der Lage, eine Aussage zum Aktivitätsgrad und zum Fibrosestadium zu treffen, Prognosefaktoren abzuleiten [11] [12] und die Therapieindikation abzusichern. Es muss das Ziel einer Leberbiopsie sein, hierzu relevante Informationen zu gewinnen, so dass es erforderlich ist, in der histopathologischen Befundung zu jedem dieser Punkte explizit Stellung zu beziehen. Eine Indikation zur Biopsie ist immer dann gegeben, wenn das Biopsieergebnis unter Anwendung der o. g. Parameter voraussichtlich für das kurz- oder auch langfristige therapeutische Vorgehen von Bedeutung ist. In diesem Kontext ist nach Meinung der Konsensuskommission die Durchführung einer Leberbiopsie indiziert. Eine vom klinischen Kontext unabhängige Verpflichtung zur bioptischen Abklärung besteht nach Meinung der Konsensuskommission nicht.

Literatur

  • 1 Colin C, Lanoir D, Touzet S. et al . Sensitivity and specificity of the third-generation hepatitis C virus antibody detection assays: analysis of the literature.  J Viral Hepat. 2001;  8 87-95 (Ia)
  • 2 Thio C L, Nolt K R, Astemborski J. et al . Screening for hepatitis C virus in human immunodeficiency virus-infected individuals.  J Clin Microbiol. 2000;  38 575-577 (IIb)
  • 3 Pawlotsky J M. Use and interpretation of virological tests for hepatitis C.  Hepatology. 2002;  36 65-73 (Übersicht)
  • 4 Bouvier-Alias M, Patel K, Dahari H. et al . Clinical utility of total hepatitis C virus (HCV) core antigen quantification, a new indirect marker of HCV replication.  Hepatology. 2002;  36 211-218 (IIb)
  • 5 Kobayashi M, Chayama K, Arase Y. et al . Enzyme-linked immunosorbent assay to detect hepatitis C virus serological groups 1 to 6.  J Gastroenterol. 1999;  34 505-509 (IIb)
  • 6 Leruez-Ville M, Nguyen Q T, Cohen P. et al . Large-scale analysis of hepatitis C virus serological typing assay: effectiveness and limits.  J Med Virol. 1998;  55 18-23 (IIb)
  • 7 Pawlotsky J M, Bouvier-Alias M, Hezode C. et al . Standardization of hepatitis C virus RNA quantification.  Hepatology. 2000;  32 654-659 (IIb)
  • 8 Benhamou Y, Bochet M, Di Martino V. et al . Liver fibrosis progression in human immunodeficiency virus and hepatitis C virus coinfected patients.  Hepatology. 1999;  30 1054-1058 (III)
  • 9 Marcellin P, Asselah T, Boyer N. Fibrosis and disease progression in hepatitis C.  Hepatology. 2002;  36 47-56 (Übersicht)
  • 10 Dienstag J L. The role of liver biopsy in chronic hepatitis C.  Hepatology. 2002;  36 152-160 (Übersicht)
  • 11 Gebo K A, Herlong H F, Torbenson M S. et al . Role of liver biopsy in management of chronic hepatitis C: a systematic review.  Hepatology. 2002;  36 161-172 (Übersicht)
  • 12 Saadeh S, Cammell G, Carey W D. et al . The role of liver biopsy in chronic hepatitis C.  Hepatology. 2001;  33 196-200 (III)

Prof. Dr. med. H. P. Dienes

Institut für Pathologie, Klinikum der Universität zu Köln

Joseph-Stelzmann-Straße 9

50 931 Köln