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DOI: 10.1055/s-2004-813201
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Bundesmodellprogramm „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten - FreD”
German Model Programme “Early Intervention for Drug Users Becomming Conspicuous for the First Time (FreD)”Publication History
Publication Date:
24 May 2004 (online)
Ausgangssituation
Prävalenz- und Inzidenzraten jugendlichen Drogenkonsums steigen an und sind insbesondere in Metropolen hoch [1] [2] [3] [4]. Jugendliche und junge Erwachsene stellen zwar die hauptsächliche Zielgruppe für (sucht-)präventive Maßnahmen, mit Blick auf die Gruppe der bereits problematisch konsumierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen muss aber davon ausgegangen werden, dass diese hinsichtlich (sekundär-)präventiver Maßnahmen eher „unterversorgt” ist [5] [6]. Die Gründe hierfür sind vielfältig: So ist der Übergang zwischen Konsum und riskantem bzw. schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit fließend, und der Konsum von psychotropen Substanzen ist oft eng verknüpft mit altersgemäßen Entwicklungsaufgaben sowie bestimmten Formen des jugendlichen Lebensstils [6] [7]. Ungeklärt ist auch die Frage nach geeigneten Zugangs- und Kontaktformen. Zwar wird beispielsweise über einen kontinuierlichen Anstieg von Personen mit der Hauptdiagnose Cannabis in ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen berichtet [8], gleichwohl ist die Zahl der erreichten Personen weiterhin als gering anzusehen. Nach Schmidt/Broekmann ist die Versorgung von Jugendlichen häufig gekennzeichnet durch [5] Nicht- oder Unterinanspruchnahme, [1] unangemessenes Teilnehmerverhalten in Form von Non-Compliance und/oder Abbruch, [2] unzureichende Wirksamkeit sowie [9] mangelnde Zufriedenheit (10).
Gleichzeitig wird ein nicht unerheblicher Teil drogenkonsumierender Jugendlicher und Heranwachsender polizeilich auffällig. Allein in Verbindung mit Cannabis wurden im Jahr 2002 immerhin 148 072 Delikte registriert. Bezogen auf alle Rauschgiftdelikte wurden im gleichen Jahr insgesamt 85 682 Ermittlungsverfahren - davon ca. 30 % in der Altersgruppe der 14- bis 20-Jährigen - durchgeführt, die nach § 31 a Betäubungsmittelgesetz (BtMG) ohne Auflagen eingestellt wurden. Insgesamt wird von Seiten der Polizei und Justiz ein nicht unerheblicher Aufwand bei der Verfolgung von Cannabis- und anderen Konsument/-innen illegaler Drogen betrieben, jedoch in der Regel ohne den Betroffenen ein (sekundär-)präventives Angebot zu machen.
Literatur
- 1 Bendel T, Hoeltmann H, Niemann M. et al .Repräsentativstudie zum Drogenkonsum Potsdamer Jugendlicher. Potsdam; 2002
- 2 Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzgA) .Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland. Köln; 1999
- 3 Kleiber D, Soellner R, Tossmann P. Cannabiskonsum in der Bundesrepublik Deutschland. Bundesministerium für Gesundheit Entwicklungstendenzen, Konsummuster und Einflussfaktoren. Manuskript Bonn; 1995
- 4 Wittchen H U, Lieb R. Vulnerabilität- und Protektionsfaktoren bei Frühstadien von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit. Schlussbericht zum Forschungsvorhaben. München; Max-Plank-Institut für Psychiatrie, Klinische Psychologie und Epidemiologie 2000
- 5 Alte-Teigeler A. Kommunale Angebote für suchtgefährdete Jugendliche - Eine Defizitanalyse auf der Basis von Experteninterviews. Freitag M, Hurrelmann K Illegale Alltagsdrogen. Cannabis, Ecstacy, Speed und LSD im Jugendalter Weinheim; Juventa 1999: 129-155
- 6 Schmidt B. Suchtprävention bei konsumierenden Jugendlichen. Sekundärpräventive Ansätze in der geschlechtsbezogenen Drogenarbeit. Juventa 1998 Weinheim
- 7 Freitag M, Hurrelmann K .Illegale Alltagsdrogen. Cannabis, Ecstacy, Speed und LSD im Jugendalter. Weinheim; Juventa 1999
- 8 Welsch K, Sonntag D. Deutsche Suchthilfestatistik 2002. 2003 Sucht 49 (Sonderheft 1): 7-41
- 9 Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BzgA) .Drogenkonsum in der Partyszene - Entwicklungen und aktueller Kenntnisstand. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Bd. 19. Köln; 2002
- 10 Schmidt B, Broekmann A. Unterstützungsleistungen für drogenkonsumierende Jugendliche: Mitmachen und gewinnen. neue praxis. 2001; 1 514-522
- 11 Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) .Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten - FreD. Handbuch/Manual. Münster; 2003
- 12 Görgen W, Hartmann R, Oliva H. Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten - FreD. Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung. Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung Forschungsbericht 299, Sozialforschung Bonn; 2003
1 Als Projektträger fungierte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Gesundheitsabteilung, Koordinationsstelle Sucht, Münster. Ihm oblag auch die (bundesweite) Projektkoordination. Mit der wissenschaftlichen Begleitung war die FOGS - Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich mbh, Köln beauftragt.
Wolfgang Rometsch
Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Gesundheitsabteilung, Koordinationsstelle Sucht, www.lwl.org/ks
Warendorfer Straße 25 - 27
48133 Münster
Email: w.rometsch@lwl.org