Rofo 2004; 176(4): 484-490
DOI: 10.1055/s-2004-813024
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktuelle gesetzgeberische Initiativen zur Integrierten Versorgung - Auswirkungen auf die ambulante Versorgung am Krankenhaus

Current Legal Initiative to Integrated Care - Effects of Outpatient Care in HospitalsW. A. Wohlgemuth1, 2 , J. Mayer1 , E. Nagel1, 3 , K. Bohndorf2
  • 1Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth
  • 2Klinik für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Klinikum Augsburg
  • 3Chirurgisches Zentrum, Klinikum Augsburg
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Publication History

Publication Date:
16 April 2004 (online)

Zusammenfassung

Die starre Abschottung der ambulanten und stationären Leistungssektoren in ihren Organisations- und Finanzierungsstrukturen führt, auch in der Radiologie, zu erheblichen Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsdefiziten im deutschen Gesundheitssystem. Der Gesetzgeber hat diesen Missstand erkannt und versucht, durch entsprechende Gesetzesinitiativen die integrierte, sektorenübergreifende Versorgung zu stärken. Wesentliche gesetzgeberische Initiativen zu einer Teilöffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung, die zum 1.1.2004 in Kraft treten, werden in der vorliegenden Arbeit kritisch diskutiert. Es sind dies die „Dreiseitigen Verträge” gemäß § 115 b SGB V zum „Ambulanten Operieren” sowie die §§ 116a-b SGB V zur „Ambulanten Behandlung durch Krankenhäuser” bei Unterversorgung, im Rahmen von Disease-Management-Programmen sowie bei hoch spezialisierten Leistungen, seltenen Erkrankungen und Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen.

Die Einbeziehung von Krankenhäusern in die Versorgung an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung hat das Ziel, durch wettbewerbliche Lösungen die Chancen für sektorübergreifendes Handeln und für ein Heben von Wirtschaftlichkeitspotenzialen zu verbessern. In Teilbereichen könnte dies sogar mit einer Verbesserung der Versorgungsqualität einhergehen.

Abstract

The strict separation of the out-patient and hospital-based health care delivery sectors in Germany leads to deficits in effectiveness and efficiency. Newly introduced legal initiatives to overcome this separation, namely “Ambulantes Operieren” (§ 115 b SGB V), “Ambulante Behandlung durch Krankenhäuser” and Disease Management Programs (§§ 116a-b SGB V) are described in detail in this article. Their impact on hospital-based health provision for out-patients is discussed. The aim of a better integration of different sectors with a better quality and a more efficient use of resources seems to be the target of these initiatives.

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1 Disease Management ist ein sektorübergreifender, systematischer Ansatz zur Verbesserung der Versorgungsqualität betreffend Prävention, Diagnostik, Therapie, und Rehabilitation einer chronischen Erkrankung, der auf dem Einsatz evidenzbasierter Instrumente (z. B. Leitlinien) beruht.

Walter A. Wohlgemuth

Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth

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