Wellenfrontkorrektur: Ein falsches Versprechen oder nur ein Misnomer

Der Begriff der Wellenfrontkorrektur wurde und wird in der gegenwärtigen Literatur überstrapaziert. Herr Preussner stellt in seiner Arbeit den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft bzw. des Irrtums in Bezug auf die „Wellenfrontkorrektur” dar. Er macht deutlich, dass die Theorie der Wellenfrontkorrektur nur sehr bedingt und unter erheblichen Einschränkungen aus der Astrophysik auf die Augenheilkunde übertragen werden kann. Die vorgelegten Argumente sollten ausreichen, den Begriff der Wellenfrontkorrektur durch den Begriff der Korrektur bestimmter Aberrationen zu ersetzen. Man sollte sich immer vergegenwärtigen, dass die gegenwärtigen Aberrometer keine Wellenfrontverbiegungen im eigentlichen Sinne messen können, sondern nur Dislokation in der Bildebene.

Dies heißt auf der anderen Seite nicht, dass eine Korrektur von Aberrationen keinen Sinn macht. Man sollte sich jedoch nur klar machen, dass eine Korrektur von Aberrationen ein äußerst anspruchsvolles Verfahren darstellt, da Dezentrierungen bis maximal 0,1 mm und praktisch keine nicht korrigierten Zyklorotationen akzeptiert werden können. Auch sollte beachtet werden, dass bestimmte Aberrationen zeitlich nicht stabil und auch vom Stadium der Akkommodation abhängig sein können. Eine Korrektur solcher Aberrationen ist sicherlich fragwürdig. Auf der anderen Seite ist es sicherlich sinnvoll und wissenschaftlich interessant, die durch einen refraktiven Eingriff induzierten Aberrationen oder die Aberrationen im Rahmen einer Implantation einer Intraokularlinse zu korrigieren - mit Wellenfrontkorrektur im eigentlichen Sinne hat dies jedoch wenig zu tun.

Prof. Dr. Christoph W. Spraul