Aktuelle Dermatologie 2003; 29 - P42
DOI: 10.1055/s-2003-822263

Epidermodysplasia verruciformis Lewandowsky-Lutz: Tumorrezidivprophylaxe mit Isotretionin und Lichtschutz

L Kowalzick 1, D Mischke 1, R Blum 1, JM Pönnighaus 1, EM de Villiers 2
  • 1Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie Vogtland-Klinikum Plauen GmbH
  • 2Referenzzentrum für humanpathogene Papillomviren, DKFZ, Heidelberg

Retionoide besitzen eine antineoplastische Wirkung gegenüber epidermalen Neoplasien.

Eine 64-jährige Patientin wurde vorgestellt mit seit ca. 7 Jahren auffällig gewordenen und sukzessive exzidierten multiplen epidermalen Neoplasien u.a. Spinaliome, M. Bowen und aktinischen Keratosen (AK). Es fanden sich bei ausgeprägter aktinischer Elastose des Gesichtes multiple pityriasis versicolor-artige Hautveränderungen am Rücken, multiple wie plane juvenile Warzen imponierende Läsionen an den Extremitäten, sowie multiple aktinische Keratosen am vorderen Stamm sowie den Extremitäten. Wir exzidierten insgesamt weitere 32 nichtinvasive M. Bowen und AK. In den pityriasis versicolor-artigen Herden ließ sich HPV-57-, in den verrukösen Herden HPV-9-verwandte DNA nachweisen. Somit konnte die klinische Diagnose einer Epidermodysplasia verruciformis (EV) gesichert werden. Die i.c. Testung auf Recall-Antgene war normal, eine CD4+Zell-Verminderung lag nicht vor. Die Familienanamnese war negativ. Wir verordneten Lichtschutz (Daylong® 16) und begannen eine systemische Therapie mit 70mg/die Isotretionin (Roaccutan®). Hierunter kam es zu einer Inflammation mit Erythem-, Schuppen und Erosionsbildung im Bereich der verbliebenen Herde. Nach 8 Wochen wurde die Isotretion-Therapie abgesetzt. Binnen 3 Monaten danach kam es zum Auftreten neuer Tumoren; wir exzidierten insgesamt 2 Basaliome und 9 Herde vom Typ des M. Bowen bzw. der AK und leiteten eine erneute Therapie mit 40mg/die Isotretionen ein, die über bislang 2½ Jahre fortgeführt wurde. Unter dieser Therapie mussten dann lediglich noch einmal nach einem Jahr je 5 M. Bowen und AK operativ entfernt werden. Weitere suspekte hypertrophe Herde zeigten später unter der Therapie eine „spontane“ Rückbildung.

Wir schließen aus diesem Verlauf, dass Isotretionin und Lichtschutz eine prophylaktische Wirksamkeit gegenüber der Neuentstehung epidermaler Neoplasien bei EV besitzen.