Aktuelle Dermatologie 2003; 29 - V2
DOI: 10.1055/s-2003-822188

Defizienz des Retinoblastom Protein bindenden Protein 2-Homologs 1 (RBBP2H1) in malignen Melanomen: Mögliche Ursache einer gestörten Zellzykluskontrolle

A Roesch 1, B Becker 1, C Hafner 1, S Meyer 1, M Landthaler 1, T Vogt 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Universität Regensburg

Mittels RNA-Fingerprinting identifizierten wir in humanen Melanozyten durch UV-B Licht differenziell regulierte cDNAs, darunter eine, die für ein 174 kDa großes Protein kodiert, das eine 54%ige Homologie zu einem bereits gut charakterisierten Protein, dem Retinoblastom Protein bindenden Protein 2 (RBBP2), aufweist (Vogt et al., Lab Invest, 1999). Die Sequenzanalyse des von uns RBBP2-Homolog 1 (RBBP2H1) bezeichneten Gens weist hoch konservierte Domänen nach: Zwei DNA bindende Zink Finger-Motive und eine Domäne, die non-T/E1A-pRB binding domain, welche potentiell eine direkte Bindung mit dem Retinoblastom Protein (pRB) eingehen kann. Genexpressionsanalysen zeigen eine ubiquitäre Expression von RBBP2H1 in Normalgeweben. In malignen Melanomen (MM) und kutanen Melanommetastasen (MMM) finden wir im Vergleich zu melanozytären Nävuszellnävi (MN) mit der real-time TaqMan™-PCR eine signifikante Abregulation der mRNA, was mit RNA in situ Hybridisierungsdaten gut korreliert. Zum weiteren Nachweis eines direkt zellzyklus-regulierenden Potentials von RBBP2H1 führten wir stabile Transfektionen einer low expressor Melanomzelllinie (A375 SM) durch. Diese wurden hierfür entweder mit der kompletten cDNA des RBBP2H1 (RBBP2H1full) oder dominant negativ mit einem trunkierten Konstrukt dieses Proteins (ohne die non-T/E1A-pRB binding domain) transfiziert. Die Auswertung von Zellwachstumskurven ergab, dass das Volllängenkonstrukt ein anti-proliferatives Potential im Vergleich zur trunkierten Version besitzt. Parallel dazu durchgeführte Western blot-Analysen mit anti-phospho-RB-Antikörpern (Ser795, Ser780, Ser807/811) deuten auf eine Stabilisierung des hypophosphorylierten (aktiven) Zustandes von pRB in RBBP2H1full-transfizierten SM-Zellen im Vergleich zu nicht-transfizierten und RBBP2H1trunc-transfizierten Zellen hin. Zusammenfassend folgern wir deshalb, dass RBBP2H1 seinen modulierenden Einfluss auf den pRB-kontrollierten G1/S Übergang des Zellzyklus durch Stabilisierung der hypophosphorylierten Form ausüben könnte. Derzeit generieren wir einen Antikörper gegen RBBPH1, um die in vivo Situation und die direkte pRB/RBBPH1-interaktion detaillierter aufzuklären.