Z Orthop Ihre Grenzgeb 2003; 141 - K3_8
DOI: 10.1055/s-2003-821397

Biomechanische Folgen der Rotatorenmanschettenruptur – eine In-vitro-Studie

A Halder 1, W Neumann 2, KN An 3
  • 1Klinik für Endoprothetik Sommerfeld
  • 2Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  • 3Mayo Clinic Rochester

Fragestellung: Rotatorenmanschettenrupturen haben einen Kraftverlust und eine Dezentrierung des Humeruskopfes zur Folge. Ziel dieser Studie war es, die Auswirkungen verschiedenartiger Rotatorenmanschettenläsionen auf die Kraftübertragung auf den Humerus und die Zentrierung des Humeruskopfes zu vergleichen.

Methode: 10 Kadaverschultern wurden bei hängendem Arm untersucht. Insertionsnahe Ablösung, Sehnendefekt und Muskelretraktion des Supraspinatus und die Ablösung des Infraspinatus wurden simuliert. Die Sehnen der Rotatorenmanschette wurden proportional zur Querschnittsfläche ihrer Muskeln gespannt, die Position des Humerus bestimmt und die übertragenen Kräfte gemessen.

Ergebnisse: Ablösung und Defekt von 1/3 und 2/3 der Supraspinatussehne hatten einen geringen (<5%) Kraftverlust zur Folge, während bei Beteiligung der gesamten Sehne moderate Kraftminderungen (11% und 17%) gemessen wurden. Mit simulierter Muskelretraktion von 1/3 (19%), 2/3 (46%) und der gesamten Sehne (58%) wurden erhebliche Kraftdefizite registriert. Eine Beteiligung der Infraspinatussehne führte zur Kranialisierung des Humeruskopfes.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse stimmen mit der klinischen Beobachtung überein, dass Patienten mit kleinen und mittleren Supraspinatussehnendefekten häufig kein Kraftdefizit aufweisen. Die Muskelretraktion ist der wahrscheinlich entscheidende Faktor in der Genese des Kraftverlustes bei Vorliegen großer Rotatorenmanschettendefekte. Bei intakter Infraspinatussehne scheint eine Kranialisierung des Humeruskopfes auszubleiben.