Einleitung:
Im Zeitraum von Juli 1998 bis Dezember 2002 wurde an der HNO-Klinik des St. Salvator-Krankenhauses Halberstadt im Rahmen des CI-Rehabilitationsprogramms bei 199 Patienten eine CI-Versorgung durchgeführt. Dabei handelte es sich in 117 Fällen um Kinder, 82 mal erfolgte die CI-Operation bei Erwachsenen. Es kamen Cochlea-Implantate von 3 Herstellern zum Einsatz. In 121 Fällen wurden Implantate der Firma Cochlear verwendet, 70 Patienten erhielten ein MED-EL-Cochlear-Implant und 6 Patienten konnten mit einem CI der Firma Advanced Bionics (Clarion) versorgt werden.
Material und Ergebnisse:
In einer retrospektiven Studie wurden die Komplikationen während und nach Cochlear-Implant-Versorgung ausgewertet.
Es wurden insgesamt 11 CI-Ausfälle registriert. Diese führten in 10 Fällen zur Reimplantation, bei 1 Kind musste hingegen das Cochlear-Implant bei einem Defekt und fehlenden Benefit ersatzlos entfernt werden. 5 mal stellte sich bei allen Ausfällen ein mechanischer Defekt des Cochlear-Implant dar, in 4 Fällen war ein elektronischer Defekt ausschlaggebend für die Umimplantation. Bei 2 weiteren Patienten stellte sich ein undichtes CI-Gehäuse als Ursache für den Ausfall des Implantates heraus.
Intraoperativ stellte sich in einem Fall eine massive Tympanosklerose als Ursache für eine problematische Implantation dar. In der ersten Operation konnte keine gesicherte intracochleäre Lage der Elektroden erreicht werden. Im Rahmen der CI-Anpassung fand sich nur ein minimaler auditiver Nutzen des Implantates. Es kam an 10 von 22 Elektroden zur Facialisreizung. Eine Stimulation des CI gelang nur bei Pulsbreiten von 300µs. Durch eine erneute postoperative Bildgebung (3D-CT und 3D-MRT) konnte die extracochleäre Lage des Elektrodenträgers verifiziert werden. Anhand der detaillierten Bildgebung gelang es bei der Revisionsoperation, den Elektrodenträger sicher intracochleär in der Scala tympani zu platzieren. Eine Facialisstimulation trat nicht mehr auf, die Pulsbreiten konnten auf 25µs gesenkt werden. Der auditive Nutzen des Cochlear-Implants konnte bis zu einem offenen Sprachverständnis gesteigert werden.
Bei einer Patientin war die maximale Magnetkraft des Head-Sets nicht ausreichend. Es traten Probleme mit dem Halt der Sendespule auf, die mit einer zeitweise instabilen Datenverbindung zwischen Sendespule und Implantat gekoppelt waren. Es erfolgte nachträglich die Ausdünnung des über dem Implantat liegenden Hautlappens.
Einen weiteren wichtigen Stellenwert bei Problemen nach CI-Versorgung nehmen Störungen des Vestibularorganes ein. Routinemäßig erfolgte daher bei erwachsenen Patienten prä- und postoperativ zusätzlich zu den audiologischen Untersuchungen auch die Untersuchung der Funktion der Vestibularorgane (thermische Videonystagmographie / Drehstop- / Drehpendeluntersuchung).
Bereits präoperativ bestand bei ca. 30% der untersuchten Patienten eine vollständige Hemmung der Vestibularorgane. Bei 20% der Patienten mit präoperativ stimulierbaren Vestibularorganen stellten sich unmittelbar postoperativ vestibuläre Störungen dar. 5% der Patienten klagten bei postoperativ festgestelltem Vestibularisausfall länger als 6 Wochen über eine Schwindelsymptomatik.
Schlussfolgerungen:
Die Auswertung der erhobenen Daten zeigte, dass schwerwiegende Komplikationen nach Cochlear-Implant-Operationen selten sind. Lediglich die postoperative Schwindelsymptomatik bei erwachsenen Patienten muss intensiv betreut werden und bedarf daher der Beachtung bei der präoperativen Vorbereitung. Mit technischen oder mechanischen Defekten der CI's ist in einem geringen Umfang zu rechnen; dies sollte bereits vor einer Operation mit den Patienten erörtert werden.
Abb. 1: Altersverteilung bei Cochlear-Implant-Operation