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DOI: 10.1055/s-2003-818286
Wie häufig sind Essstörungen bei Frauen im gebärfähigen Alter?
Einleitung: Essstörungen sind mit einer Vielzahl geburtshilflicher Komplikationen assoziiert. Bisher liegen nur wenige Daten zu Prävalenzen von Frauen im gebärfähigen Alter vor.
Material und Methoden: Über ein Fragebogeninventar wurden Daten zu anamnestischen oder aktuell andauernden Essstörungen bei 951 Frauen mit 1570 Kindern erhoben. Eine Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Binge eating oder nicht klassifizierbare Essstörungen (darunter anorektische Reaktionen) wurden entsprechend der DSM IV Kriterien diagnostiziert.
Ergebnis: 5,7% der befragten Frauen berichteten über eine Essstörung. Von insgesamt 86 Schwangerschaften während oder nach einer Essstörung wurde in 32,6% eine Anorexie, in 23,3% eine Bulimie, in 2,3% eine Bulimie + Anorexie, in 8,1% eine anorektische Reaktion in 22,1% Binge eating und in 11,6% nicht klassifizierbare Essstörungen angegeben. Bei insgesamt 20,9% der Schwangerschaften dauerte die Essstörung auch während der Schwangerschaft an. Die durchschnittliche Dauer betrug 6 Jahre.
Diskussion: Essstörungen stellen einen wichtigen Risikofaktor für geburtshilfliche Komplikationen dar. Essstörungen, welche mit einer Gewichtszunahme einhergehen, treten gehäuft während der Schwangerschaft auf. Essstörungen können sowohl indirekt z.B. durch Anstieg des BMI wie auch direkt z.B. durch induziertes Erbrechen schädigend wirken.
Schlussfolgerung: Essstörungen sind ein nicht zu unterschätzendes Problem in der Betreuung schwangerer Frauen. Da sie von Betroffenen häufig verheimlicht werden, sollten Essstörungen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge exploriert und ggf. interdisziplinäre Betreuungsmodelle angeboten werden.