Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - PO_09_08
DOI: 10.1055/s-2003-818262

Antibiotische Therapie bei drohender Frühgeburt <30 SSW: Ergebnisse einer prospektiven Studie

C Fischer 1, E Koepcke 1, KN Staneva 1, K Hagen 1, W Sadenwasser 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum Süd Rostock

Problemstellung: Eigene retrospektive Untersuchungen zeigten, dass Infektionen eine typische Ursache für vorzeitige Wehentätigkeit in der Frühschwangerschaft darstellen.

Fragestellung: Ist es möglich, mithilfe einer optimierten antibiotischen Therapie eine effektive Schwangerschaftsverlängerung mit verbesserter Morbidität Neugeborener zu erreichen?

Patienten und Methoden: Schwangere mit therapiebedürftiger Wehentätigkeit <30 SSW erhielten zur wehenhemmenden (Fenoterol 1,7–4,2µg/min i.v. oder Clenbuterol 3–5 Tabletten á 20µg pro die per os) eine begleitende antibiotische Behandlung: primäre Gabe von Unacid®/ Cefotaxim; nach Zervixabstrich-Befund oder bei erneutem CrP-/ Temperaturanstieg: Tazobac oder Antibiose nach Antibiogramm. Zusätzlich orale Nystatinprophylaxe, bei wiederholtem Nachweis von Sprosspilzen im Zervixabstrich systemische Gabe von Fluconazol. Lungenreifeinduktion mit Kortikoiden.

Ergebnisse: Es wurden die Daten von 88 Schwangeren (Aufnahmezeitpunkt Dezember 1999–2001) mit drohender Frühgeburt <30 SSW prospektiv erfasst und analysiert. In der Gruppe mit Wehenbeginn <23 SSW kam es in 6/12 der Fälle zur Frühgeburt <25 SSW im Zusammenhang mit einem histologisch nachweisbaren AIS, pathologischer bakterieller vaginaler Besiedlung und/oder pH >5,0. 8 Schwangere mit vag pH <5 bei Aufnahme wurden trotz bakterieller Besiedlung und/oder Infektion nach 37 SSW entbunden. 33 Schwangere wurden ab 24–27 SSW behandelt: in 4/7 der Fälle mit Frühgeburt <32 SSW fanden sich histologisch Zeichen eines AIS. Trotz Zeichen einer Infektion (Fieber, CrP anstieg) wurde unter Tokolyse eine Schwangerschaftsverlängerung von ca. 3 Wochen erreicht. Keines der Frühgeborenen wies klinische Zeichen einer Infektion auf. Eine Schwangerschaftsverlängerung >32 SSW wurde bei Geminigravidität möglich. Es bestand kein AIS, vag. pH <5,0. 17/33 der Patientinnen entbanden >37 SSW. Es fand sich überwiegend eine Candida-Besiedlung, selten wurde eine i.v.-Tokolyse notwendig. Bei drohender Frühgeburt >28 SSW wurde in 23/26 Fällen eine Schwangerschaftsverlängerung >32SSW erreicht. Eine initiale pathogene vaginale Besiedlung war selten. In keinem Fall wurde eine Plazentitis diagnostiziert.

Schlussfolgerung: Bei therapiebedürftiger vorzeitiger Wehentätigkeit <28 SSW / vag. pH >5 trägt eine initiale antibiotische Therapie mit Unacid®/ Cefotaxim wegen der nicht sicher ausschließbaren Amnioninfektion zu einer effektiven Schwangerschaftsverlängerung und verbesserten Morbidität Frühgeborener bei. Bei drohender Frühgeburt >28 SSW kann eine individuelle Entscheidung nach Überprüfung der vaginalen Besiedlung und vaginaler pH-Bestimmung sinnvoll sein.

Korrespondenz: Prof. Dr. med. E. Koepcke, Frauenklinik, Klinikum Süd Rostock Tel.: 0381 / 4401 4500, Südring 81, 18059 Rostock