Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_09_04
DOI: 10.1055/s-2003-818124

Vermeidung einer erneuten hochgradigen Dammverletzung trotz erforderlichem vaginal-operativem Entbindungsmodus; VE vs. Forceps

M Kögel 1, T Hitschold 1
  • 1Frauenklinik, Stadtkrankenhaus Worms

Anlaß zur Überlegung, welcher Geburtsmodus angestrebt werden sollte, damit eine erneute hochgradige Dammverletzung vermieden werden kann, bot eine 27jähr. IIG IP am ET. Voraus ging vor ca. 1½ Jahren bei der Patientin eine Forceps-Entbindung wg. patholog. CTG. Hierbei kam es zu einem DR III°. Dieser wurde primär mit adaptierenden M.sphincter ani externus-Nähten und Scheiden-/tiefe Dammnähten versorgt. Noch in den ersten Tagen des Wochenbettes zeigte sich eine komplette Nahtinsuffizienz mit Sekundärheilung. Eine Revision mit rekonstruktiver Dammplastik (Sphincter- und Levatorplastik) war erforderlich. Diese heilte komplikationslos unter antiphlog. und antibiotischer Begleitmedikation. In der Folgezeit ist die Pat. beschwerdefrei, insbesondere trat keine Harn- oder Stuhl-/Windinkontinenz auf.

Im Rahmen einer Geburtsplanung der jetzigen Schwangerschaft wird eine primäre Schnittentbindung von der Pat. nicht gewünscht. Zur Diskussion stand der Entbindungsmodus für den Fall einer ggf. erneut notwendigen vag.-operativen Entbindung und damit des Risikos der Narbenruptur mit möglicher größerer Verletzung im Dammbereich.

In der Literatur gilt die Forcepsentbindung im Vergleich zur VE als komplikationsreicher. In bestimmten Situationen jedoch, wie z.Bsp. in der oben beschriebenen, sind wir der Meinung, dass durch eine Forcepsentbindung dem erfahrenen Operateur die Traktionskontrolle besser gelingt und er damit die auf den Damm wirkenden Kräfte zu minimieren vermag.

In dem vorliegenden Fall kam es in der AP erneut zum patholog. CTG; die zügige Geburtsbeendigung war indiziert. Wir führten eine Forcepsentbindung durch. Bis auf eine medio-laterale Episiotomie rechts und einem kleinen DR II° links waren keine weiteren Geburtsverletzungen zu verzeichnen.