Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_08_03
DOI: 10.1055/s-2003-818116

Der persönliche Geburtsbeginn und seine prädiktive Bedeutung für die Geburtsdauer nach Krankenhausaufnahme

MM Groß 1, T Haunschild 1, V Methner 1, T Stöxen 1, H Hecker 2, HH Günter 1
  • 1Frauenklinik, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Abteilung Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Gegenstand der Untersuchung ist die Fragestellung, ob der persönlich erlebte spontane Geburtsbeginn eine prädiktive Bedeutung für die Restgeburtsdauer ab Krankenhausaufnahme hat.

Methoden: Einlingsschwangere am Termin mit spontanem Geburtsbeginn werden befragt, wann ihr persönlicher Geburtsbeginn war und wie sie diesen erlebt haben. Mit einem bereits entwickelten Verfahren werden 546 Bedeutungseinheiten (Kappa 0.93) in acht Kategorien eingeteilt: Wehen, wehenähnliche Symptome, Fruchtwasserabgang, Blut und blutiger Schleim, gastrointestinale Symptome, verändertes Schlafverhalten, emotionale Veränderungen und Sonstiges. Weitere Faktoren wie mütterliches Alter, Parität, Geburtsgewicht, Zeitpunkt des persönlich erlebten Geburtsbeginns, Zeitpunkt des Blasensprungs, Muttermundsweite bei Krankenhauseintritt, Periduralanalgesie und Oxytocinunterstützung werden hinsichtlich ihres Einflusses auf die Geburtsdauer in einem Cox-Modell analysiert. Von den insgesamt 1161 Low-Risk-Gebärenden haben 429 (36,9%) teilgenommen. Weitere 88 Antworten konnten nicht ausgewertet werden, sodass 341 Gebärende die Stichprobe bilden.

Ergebnisse: Die 193 Frauen ohne vorausgegangene vaginale Geburt und die 148 Mehrgebärenden unterscheiden sich hochsignifikant hinsichtlich der Geburtsdauer nach Krankenhausaufnahme (Log-Rank p<0.001). Bei den Frauen ohne vorausgegangene vaginale Geburt ist mit zunehmender Dauer des Intervalls zwischen persönlich erlebtem Geburtsbeginn und Krankenhausaufnahme die verbleibende Geburtsdauer signifikant verkürzt (p=0.036). Wehentätigkeit als Symptom des Geburtsbeginns, ein möglichst frühzeitig stattgefundener Blasensprung und ein vorangeschrittener Muttermundsbefund bei Krankenhausaufnahme zeigen jeweils hochsignifikant verkürzende Effekte auf die Restgeburtsdauer (p<0.001). Eine Periduralanalgesie ist mit einer hochsignifikant verlängerten Restgeburtsdauer nach Krankenhausaufnahme assoziiert.

Bei den 148 Mehrgebärenden haben ein möglichst frühzeitiger Blasensprung und eine fortgeschrittene Muttermundsweite einen hochsignifikant verkürzenden Effekt auf die Restgeburtsdauer ab Krankenhausaufnahme. Wehenähnliche Symptome haben einen signifikant die Restgeburtsdauer verkürzenden Effekt (p=0.038). Intrapartale Oxytocingabe ist bei den Mehrgebärenden mit einer verlängerten Restgeburtsdauer assoziiert (p=0.049).

Diskussion: Die Befunde zeigen, dass die Berücksichtigung persönlicher Angaben zur Validierung eines klinisch diagnostizierten Geburtsbeginns sinnvoll ist.