Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_05_07
DOI: 10.1055/s-2003-818099

Thin-cord-Syndrom: Eine seltene, oft nicht erkannte Ursache des intrauterinen Fruchttodes im II. Trimenon

LC Horn 1, E Simon 3, R Robel 4, H Stepan 2, R Faber 2
  • 1Institut für Pathologie, Gynäko- & Perinatalpathologie, Universität Leipzig
  • 2Universitäts-Frauenklinik Leipzig (Triersches Institut)
  • 3Kreiskrankenhaus Torgau, Johann Kentmann gGmbH
  • 4Helios-Klinikum Borna

Einleitung:

Letale Nabelschnurkomplikationen, in der Regel Umschlingungen bzw. Knoten, werden in knapp 5% bei Spontanaborten des II. Trimenons diagnostiziert. Als thin-cord-Syndrom (TCS) wird eine segmentale Hypo- bzw. Aplasie der Wharton'schen Sulze definiert.

Material und Methode:

233 konsekutive Fetalobduktionen wurden in Bezug auf die zugrundeliegenden Erkrankungen und das Vorliegen eines TCS analysiert.

Ergebnisse:

Die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer und das Lebensalter der Patientinnen betrug 19,2 (12,1–25,4) SSW bzw. 28,1 (16–43) Jahre. In 36,5% handelte es sich um induzierte Aborte bei Fehlbildungen bzw. genetisch bedingten Erkrankungen. In 9,9% erfolgte die Abortinduktion aufgrund mütterlicher Indikation. 124 (53,2%) waren Spontanborte, die in der Majorität (>75%) durch eine vorzeitige Lösung, Infektionen oder Veränderungen an der Plazenta verursacht waren. In 11,3% lag ein TCS vor. Dieses war 1x mit einer Trisomie 21, 1x mit einer Potter-Sequenz, 1x mit einer Geminigravidität und 2x mit einer Reifungsstörung der Plazenta assoziiert. Das durchschnittliche Gestationsalter der Schwangerschaften mit und ohne TCS unterschied sich nicht (18,4 vs. 19,1 SSW; p>0,05). In 8,1% aller bzw. in 15% der Spontanaborte konnte die Abortursache nicht geklärt werden.

Diskussion:

Aufgrund des Fehlens bzw. der Reduktion der Wharton'schen Sulze besteht beim TCS die Gefahr der Nabelschnurtorsion (in der Regel vor Eintritt in die fetale Bauchhöhle) mit konsekutiver Obliteration der Gefäße und letaler Hypoxie des Feten. Die Diagnose eines TCS ist nur durch eine sorgfältige Fetalobduktion mit histologischer Untersuchung der NS zu stellen und wird nicht selten unterdiagnostiziert.